Dorfkrug: Bürger verärgert über Abriss
Eigentümer und Stadt sagen, dass der Dorfkrug nicht zu retten gewesen sei.
Metzkausen. Die Nachricht, dass der alte Dorfkrug im Herzen Metzkausens teilweise einsturzgefährdet war und deshalb abgerissen werden muss, sorgt nicht nur bei Bürgern in Metzkausen für Unmut. Nach der WZ-Berichterstattung haben viele Leser im Online-Forum fassungslos und wütend reagiert.
Und auch die Bürger- und Heimatvereinigung „Aule Mettmanner“ und der Bürgerverein Metzkausen bringen in einer gemeinsam Erklärung ihre Enttäuschung über den Abriss des alten Hauses, das erstmals 1673 urkundlich erwähnt wurde, zum Ausdruck.
„Als die geplanten baulichen Veränderungen am Grundstück des Dorfkrugs im November 2011 bekannt wurden, haben wir in einem Schreiben auf die geschichtliche Bedeutung des Dorfkrugs hingewiesen und gefordert, dass bei alten, geschichtsträchtigen Gebäuden Änderungen mit dem Fingerspitzengefühl und mit Respekt vor der Geschichte vorgenommen werden müssen.“ Dies sei zugesagt worden.
André Clasen, der den Dorfkrug im vergangenen Jahr gekauft hat, hatte am Montag erklärt, dass Statiker und Gutachter bei Entkernungsarbeiten festgestellt hätten, dass Balkenkonstruktionen des Dorfkrugs nicht mehr tragen und in Teilen Einsturzgefahr bestehe. Nach Rücksprache mit dem Bauamt sei schweren Herzens die Entscheidung gefallen, den Dorfkrug abzureißen.
Kurt Werner Geschorec, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, Umwelt, Bau, sagte, dass das Gebäude unter wirtschaftlichen Aspekten nicht mehr zu halten gewesen sei. Geschorec: „Tragende Balken waren verfault und wie Streichhölzer durchgebrochen.“ Die Stadt habe keine Rechtsgrundlage, mit der der Erhalt des Hauses hätte eingefordert werden können. Das Haus stand nicht unter Denkmalschutz.
Clasen erklärte gestern, dass er im Urlaub vom Architekten informiert worden sei, dass das Haus einsturzgefährdet sei. Das Gebäude dürfe nicht mehr betreten werden. Den Vorwurf, der Abriss sei von vornherein geplant gewesen, bezeichnet Clasen als Quatsch. „Vor 20 Jahren hätte das Haus vielleicht gerettet werden können“, sagt er.
„Wir können nicht beurteilen, in welchem Zustand sich die Bausubstanz befand. Durch den schnellen Abriss gibt es keine Chance mehr, gemeinsam nach Alternativen für die Bewahrung des steinernen Gedächtnisses unserer Stadt zu suchen“, heißt es in der Stellungnahme der Vereine. Eine frühzeitige Information der Öffentlichkeit wäre wünschenswert, bevor durch die Abrissbirne Fakten geschaffen werden.
„Und wieder ein altes schönes Gebäude weniger in Mettmann“, schreibt ein Leser im WZ-Online-Forum. Nachdem der Dorfkrug verschwunden sei, sollte nun darüber nachgedacht werden, den alten Engpass zu beseitigen und die Ratinger Straße zu verbreitern, schreibt der Leser.
Das sehen auch die Bürgervereine so. Die Ratinger Straße sei durch die Lage des Dorfkrugs ein Nadelöhr für den Verkehr. Nachdem das Gebäude nun nicht mehr existiere, sollte die Stadt ein Konzept für die Ratinger Straße erstellen. Schon eine geringe Verbreiterung der Straße könnte genügen, damit der Verkehr dort zweispurig fließen könnte.
Die „Aulen Mettmanner“ und der Bürgerverein wünschen sich, dass die Stadt die Interessen der Öffentlichkeit im Dialog mit den Anwohnern — insbesondere auch mit dem Eigentümer des angrenzenden Hauses auf der Ratinger Straße — erörtert und eine Planung erstellt. Der Verlust des Dorfkrugs sei bedauerlich. Nun nicht die Chance zur Straßenplanung zu nutzen, wäre noch bedauerlicher.