Ein neuer Schatz fürs Stadtarchiv
In einem alten Schrank hat Hobbyhistoriker Peter Birschel eine Krediturkunde entdeckt, die aus dem Jahr 1703 stammt.
Mettmann. Vor ein paar Monaten durchstöberte Peter Birschel das Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Mettmann. Vor einem Jahr hatte der 70-Jährige das Ehrenamt als Archivar angetreten, „weil ich mich sehr für Heimatgeschichte interessiere“, sagt er. Eines Tages also schaute er in einem alten Schrank genauer nach. Und entdeckte einen kleinen Schatz aus Pergament: eine Krediturkunde inklusive Vollmacht aus dem Jahr 1703. Das Schriftstück wurde restauriert und jetzt dem Stadtarchiv zur Verfügung gestellt.
„Die Urkunde war total zerknüllt, den Text konnte ich nicht entziffern und hab sie erst mal liegen gelassen. Aber irgendwann habe ich mich doch mal ’rangetraut“, erinnert sich Birschel. Zwar konnte er immer noch nichts genaues herausfinden, erkannte aber sofort den ideellen Wert des mehr als 300 Jahre alten Papiers. Mit der Urkunde ging er zur Restaurationswerkstatt des Landschaftsverbands Rheinland. Aufgrund des öffentlichen Interesses machten die Restauratoren ein günstigeres Angebot. Die Mettmanner Habris-Stiftung trug die Kosten, die im unteren dreistelligen Bereich lagen. Die restaurierte Urkunde kam zurück. „Aber, was steht drin?“, fragte sich Birschel immer noch — und ließ nicht locker: „Man muss schon ein bisschen jeck sein, um sich für sowas zu interessieren.“
Birschel sprach Stadtarchivarin Angelika Klug an. Klug wiederum vermittelte den Kontakt zu Helga Kuth (70), die bereits seit 1996 alte Dokumente für das Stadtarchiv sichtet und transkribiert, wie das Übertragen von handschriftlichen Dokumenten genannt wird. Mit gescannten und vergrößerten Exemplaren machte Helga Kuth sich an die Arbeit. Schnell war klar, dass es sich um eine Krediturkunde handelt, in der sich Friedrich Arnold Freyherr von der Horst und seine Gemahlin Christina Wilhelmina von Kirchenmann Petro Sommers 3500 Reichsthaler liehen. Für die damalige Zeit ein sehr großer Betrag.
Als Pfand setzte die Familie von der Horst unter anderem ihre Ländereien in Nenninghof und Nobbenhof ein. Der Zinssatz betrug „jedes Jahr gegen vier und ein Halben Reichsthaler procento“, wie in der Urkunde steht. Die Schrift ist ungeheuer klein und in Mittelhochdeutsch verfasst. Auch zu sehen sind die roten Siegelabdrücke, die die Urkunde gültig machten.
Nun ist das Stadtarchiv Besitzer des Schriftstückes, das besonders lichtempfindlich ist. „Wir müssen schauen, in welchem Rahmen wir das Dokument zeigen können. Vielleicht hängen wir eine Kopie und die Übersetzung zu den Partnerschaftsurkunden und Siegeln im Rathaus“, überlegt Bürgermeister Bernd Günther.