Stadtbibliothek: Von verstaubt zu topmodern

In diesem Jahr feiert die Stadtbibliothek ihren 100. Geburtstag. Ihre Gründer würden sie wohl kaum noch wiedererkennen.

Mettmann. Andere 100-Jährige wissen auf die Stunde genau, wann sie geboren wurden. Bei der Stadtbibliothek Mettmann ist nur klar, dass sich ihr 100. Geburtstag im November zuträgt.

„Der definitive Eröffnungstag ist nicht einmal im Archiv dokumentiert“, sagt Marita Dubke. Aber aus dieser Not machen die Leiterin der Bücherei und ihr Team eine Tugend: der komplette November wird kurzerhand zum Feiermonat erklärt.

Trotz emsiger Recherchen lässt sich über die Geschichte der Bücherei nur wenig Gesichertes sagen. 1911 als „Mettmanner Volksbücherei“ gegründet, wechselte sie mehrfach ihren Namen zwischen „Stadtbücherei“ und „Volksbücherei“ und die Adresse. „Bis zum endgültigen Umzug 1982 zum Königshof ist einiges passiert“, sagt Marita Dubke.

Abgezählte 1473 Bände waren es, die 1913 an der Gottfried-Wetzel-Straße zur Ausleihe bereit standen. Ob der Bestand im Jahr zuvor durch die „Bekämpfung von Schmutz- und Schundliteratur“, für die aus Sparkassenzuschüssen 1000 Mark aufgewendet wurden, drastisch reduziert wurde, oder ob es gar nichts auszumisten gab, verschweigen die Chroniken.

1932 hatte die Bücherei, jetzt an der Ecke Schwarzbach und Wilhelmstraße, ganze zwei Stunden geöffnet — pro Woche. Im Januar 1950 standen für rund 120 sogenannte „aktive Leser“ 3000 Bände bereit. Mittlerweile hat die Bibliothek rund 2000 Leser.

„Das Konzept unserer Bücherei spiegelt die Ursprungsidee wieder, allen Bürgern durch Bücher Bildung zugänglich zu machen.“ Erst in den 1960er-Jahren wurde „die Bibliothek dann auch als Raum der Begegnung wichtig“.

Was 2011 das Angebot jenseits der mehr als 20 000 Medien angeht — außer klassischen Büchern können längst auch Gesellschaftsspiele, DVDs, CD-Roms und Kassetten entliehen werden — hat die Bücherei in Sachen ergänzende Angebote Quantensprünge absolviert: Der Sommerleseclub, Vorlesestunden, das Bilderbuchkino, Schreibwerkstätten und seit diesem Jahr der Jugendleseclub sollen „das Lesen attraktiv machen“, sagt Dubke.

Regelmäßige Autorenlesungen gehören für kulturinteressierte Bürger längst ebenso zum Inventar ihrer Stadtbücherei, wie der Bestand tagesaktueller Zeitungen und Zeitschriften. „Wir möchten versuchen, kulturinteressierte Menschen zu erreichen. Auch über Lesungen und Musik“, sagt Marita Dubke, seit Dezember 2008 Leiterin der Stadtbücherei.

Wurde von ihren Vor-Vor-Vorgängern 1911 noch vieles händisch erstellt, so beispielsweise die Karteikarten, mit denen nach Titeln, Autoren oder Schlagwörtern gesucht werden konnte, kooperiert die Bibliothek seit 2008 zusammen mit Partnerbibliotheken im Kreis, um ein interessantes Online-Angebot zu präsentieren.

„Unser Förderverein spielt eine wesentliche Rolle. Ohne seine Unterstützung wäre manches nicht möglich“, sagt die Büchereichefin.

Und ehe sie zu lange darüber nachdenkt, was sich auf lange Sicht gesehen optimieren ließe, widmet sie sich lieber dem Jubiläumsfest. Einen vierseitigen Flyer hat sie bereits gestaltet, den Albert Einstein ebenso wie James Bond, Pipi Langstrumpf, Harry Potter und der Neandertaler zieren.

„Das sind Figuren, die für die unterschiedlichen Zeiten, Medien und Genres stehen und die bunte Vielfalt und Bandbreite der Stadtbücherei repräsentieren.“