Frühaufstehern blüht was
Wenn andere um 7 Uhr aufstehen, ist Elke Speck schon wieder zu Hause — von ihrer Einkaufstour auf dem Blumengroßmarkt.
Mettmann. Das Schlimmste an diesen Frühaufstehern ist ihre gute Laune. Im Blumengroßmarkt Düsseldorf scherzen und lachen die Händler und Floristen, als hätten sie gleich Feierabend.
Dabei hat der Tag um 5 Uhr noch nicht einmal richtig begonnen. Draußen ist es stockfinster. Die Frauen und Männer sind mit ihren großen Einkaufswagen in den hell erleuchteten Hallen in einem Tempo unterwegs, als sei der Leibhaftige hinter ihnen her.
Die schnellste Floristin im Düsseldorfer Blumengroßmarkt kommt ohne Zweifel aus Mettmann: Elke Speck (40). Sie hat es besonders eilig, denn um 7 Uhr muss sie wieder zu Hause sein. Dann geht ihr Mann aus dem Haus, und Elke Speck muss sich um die Kinder Emmy (7), Willy (6) und Freddy (2) kümmern.
„Nein“, sagte die Blumenhändlerin um kurz nach 5 Uhr, „jeden Tag wollte ich das nicht machen.“ Einmal in der Woche fährt sie in aller Herrgottsfrühe nach Düsseldorf, um frische Blumen für ihr Geschäft zu kaufen.
1998 hat sie das Mettmanner Blumenhaus von ihrem Vater Hubert Speck übernommen, 2004 ist Michaela Kraft als Geschäftspartnerin mit eingestiegen. „Ansonsten könnte ich das mit den Kindern gar nicht schaffen“, sagt Elke Speck.
„Wir fahren zweimal die Woche zum Großmarkt und wechseln uns ab“, sagt die Geschäftsfrau und tritt aufs Gaspedal ihres Mercedes-Sprinter. Hinten holpern und rutschen die leeren Kisten über die Ladefläche und verursachen einen Krach, dass keine Gefahr besteht, dass sie hinter dem Lenkrad einnickt.
Morgens um 5 Uhr ist die Welt zumindest auf den Straßen noch in Ordnung. 20 Minuten braucht Elke Speck von Mettmann bis auf ihren Stammparkplatz am Großmarkt. „Jetzt erst mal eine Karre suchen.“ So schnell, wie sie verschwunden ist, taucht sie auch wieder auf. Die leeren Kisten packt sie auf den Einkaufswagen — und dann beginnt ihr Wettlauf mit der Zeit.
Doch wer sich früh sputet, hat später Zeit und kann mit den Kollegen noch ein Pläuschen bei einer Tasse Kaffee halten — am Verkaufsstand von Thomas Rieger oder am Snack-Express in der großen Blumenhalle.
„Elke, kommst du klar?“, fragt Margret Leuchten. Sie verkauft auf dem Großmarkt Freilandrosen aus Düsseldorf-Hamm und Neuss. „Früh aufstehen. Na und?“, sagt die Händlerin, „alles eine Frage der Gewohnheit“. Die Rosen bezahlt Elke Speck bar. „Ich zahl’ immer sofort, das hab’ ich so von meinem Vater übernommen.“
Am Stand von Zweers aus Ratingen sucht Elke Speck Rosen, Gerbera, Gladiolen und Lilien für Sträuße aus, die sie im Laden selbst binden will. „Natürlich gibt’s hier auch fertige Sträuße, aber die sind nicht so schön wie unsere.“
Nach 40 Minuten sind zwei Wagen mit Blumen vollgepackt. „Hier kannst du nicht pennen, da musst du hellwach bleiben“, sagt Elke Speck mit einem breiten Grinsen, nachdem sie einem Verkäufer vorgerechnet hat, dass er nicht 22 Euro, sondern nur 16 Euro zu bekommen hat. Der entschuldigt sich. „Kann passieren“, meint Elke Speck und hetzt schon wieder zum nächsten Stand.
Gegen 6.30 Uhr hat die Mettmannerin alle Einkäufe erledigt. Nachdem die Blumenpracht verstaut ist, bleiben noch ein paar Minuten zum Quatschen mit Heribert Müller, Besitzer eines Blumengeschäfts in Krefeld. „Wir sind hier eine große Familie“, sagen beide und lachen. Ein kurzer Blick auf die Uhr, dann geht’s zurück nach Mettmann. Nicht ganz so flott wie auf dem Hinweg, damit die Blumen unversehrt ankommen.
Unterwegs erzählt Elke Speck, dass ihr das frühe Aufstehen nichts ausmacht. „Wenn ich nicht zum Großmarkt fahre, geh’ ich um 6 Uhr laufen.“