Elektrobusse feiern ein Comeback

Bis ins Jahr 1952 pendelte ein E-Bus im Kreis Mettmann. Dann kam diese Antriebstechnik aus der Mode. Bis jetzt.

Foto: Stadtarchiv Mettmann

Kreis Mettmann. In Solingen und Teilen von Wuppertal gehören sie heute noch zum Stadtbild — und manch ein alter Mettmanner kennt auch noch die Busse, die entlang einer elektrischen Oberleitung von der Bismarckstraße nach Gruiten fuhren. Bis in das Jahr 1952 war der Bus in Mettmann elektrisch unterwegs und es sah lange so aus, als würde diese Antriebstechnik nie wieder Verwendung finden.

Aber nicht mehr lange. Ab dem Jahr 2023 werden wieder elektrisch betriebene Busse im Kreis Mettmann unterwegs sein. Allerdings nicht entlang einer Oberleitung, sondern mit im Bus integrierten Batterien. Das kündigte ein Vertreter der Rheinbahn im Ausschuss für Angelegenheiten des Öffentlichen Personennahverkehrs im Kreishaus an. Erst in knapp sechs Jahren?

Reichlich spät wird der ein oder anderen denken, zumal in der Nachbarstadt Düsseldorf die ersten elektrisch betriebenen Busse schon im Jahr 2019 probeweise zwei Strecken (726 und 833) innerhalb der Stadt bedienen sollen. Doch der Kreis Mettmann ist für die Rheinbahn eine besondere Herausforderung.

Allein schon aufgrund der Topografie ist das Thema Elektrobusse eine noch sehr unsichere Variante. In Hilden, Langenfeld und Monheim mag das mit den E-Bussen noch gehen, weil die Strecken dort sehr flach sind. Aber was ist mit Abschnitten mit einem großen Höhenunterschied wie in Mettmann, Erkrath-Hochdahl oder Velbert? Wie lange halten die Batterien wirklich im täglichen Betrieb? Wie weit kann man den Angaben der Hersteller vertrauen?

Im Alltagsbetrieb müsste ein E-Bus nicht nur fahren, er muss ständig die Türen auf und zu machen. Kostet Batterie. Im Winter muss geheizt werden und im Sommer die Klimaanlage laufen. Kostet Batterie. Dazu kommt: Im Winter haben die Akkus bei weitem nicht die Kapazität, die sie im Sommer haben. Was ist, wenn die Akkus auf halber Strecke leer sind? Wo soll man nachladen, wie lange dauert das? Eine Ladestation etwa in Mettmann oder Hilden aufzubauen, wäre mit erheblichen Kosten verbunden. Die Wege zum Düsseldorfer Betriebshof, wo man nachladen könnte, sind aus dem Kreis Mettmann viel zu weit. Welche Linie ab dem Jahr 2023 durch Mettmann mit Akkubetrieb fahren soll, das weiß die Rheinbahn noch nicht genau. Klar ist aber, dass das Verkehrsunternehmen ab 2023 E-Busse bestellen wird.

Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher kann die ganze Hektik, die derzeit um das Thema E-Mobilität gemacht wird, nicht so richtig verstehen. „Woher kommt das Thema denn? Es ist doch so, dass die Autoindustrie die Verbraucher beim Diesel betrogen hat“, sagt Schumacher.

Die neuen Busse der Rheinbahn erfüllen die Euro-6-Norm, weil sie mit AdBlue Tanks ausgestattet sind. Damit sei die Differenz zum E-Antrieb nicht mehr so groß. Darüber hinaus hätten die Busse der Rheinbahn etwa auf der Düsseldorfer Corneliusstraße einen Anteil am Schadstoffausstoß von 14 Prozent. Durch die Euro-6-Busse werde er auf zwei Prozent sinken. In den Städten des Kreises Mettmann gebe es das Problem mit hoch schadstoffbelasteten Straßen überhaupt nicht. Beim Thema E-Mobilität sollte man keine Schnellschüsse machen.