Erkrath: Architekt Georg Krautwurst plant das Großprojekt Posemarré

Der Architekt Georg Krautwurst ist für Großprojekte wie Posemarré verantwortlich. Entspannung findet er beim Industriebau.

Erkrath. Am Anfang ist die Angst vor dem leeren Blatt. Schriftsteller kennen das Gefühl, schon mit dem ersten Wort zu entscheiden, wie die Geschichte ausgehen wird.

Künstler fürchten den ersten Pinselstrich auf der Leinwand. Und auch Architekten wie Georg Krautwurst (44) treibt die Angst um, dass die erste aufs Papier skizzierte Idee die Projekte zu sehr einengen könnte.

Vielleicht legt er deshalb besonders viel Kraft gerade in diesen Satz: "Meine Arbeit entsteht nicht aus einem genialen Moment heraus. Es ist ein langer Prozess mit vielen kleinen Schritten."

Der Geschäftsführer des Erkrather Architekturbüros bk plan sitzt an seinem Schreibtisch inmitten seines Großprojektes auf Posemarré. Ein Blick aus dem Fenster genügt vermutlich, um ganze Bücher mit neuen Ideen zu füllen. Während er spricht, nimmt er immer wieder Block und Bleistift zur Hand.

Georg Krautwurst , will dass man ihn versteht. Es ist ihm wichtig, dass sich seine Gedanken und Konzepte auch für seine Bauherren erschließen. Dass sich die Lücke schließt, die es immer gibt, wenn einer eine Idee hat und der andere dafür begeistert werden möchte. Handwerk und Kunst - das sind für Georg Krautwurst zwei Qualitäten, die sich in der Architektur miteinander verbinden.

Ob bei Haus Morp, in der Brügger Mühle oder jetzt auf Posemarré - überall hat der Architekt versucht, den Charakter des alten Gebäudes zu erhalten.

"Man muss sich selbst zurücknehmen können. Im Vordergrund darf nicht die Eitelkeit des Erschaffers stehen", sagt er über die Art, wie er sich seinem Objekt nähert. Was damit gemeint ist, kann man mehr fühlen als sehen. Wer mit wachen Sinnen durch die Brügger Mühle oder das Haus Morp geht, der weiß, wovon die Rede ist.

Für Georg Krautwurst verbergen sich hinter dem Geheimnis eines guten Ambientes natürlich auch Details, die dem laienhaften Blick verborgen bleiben. "Ich achte besonders auf die Fugen", erklärt er, wie sich Altes und Neues seiner Ansicht nach gut verbinden lassen. Gewachsenes zu verfälschen, den modischen Zeitgeist aufzunehmen: All das sind Tabus für den bk plan-Geschäftsführer.

Deshalb würde er nie auf einem Industrieboden Laminat verlegen, nur um einem Trend zu folgen. Unbedingt Zeichen zu setzen, um den Dingen über die eigene Existenz hinaus Bedeutung zu verleihen, ist ihm nicht wichtig.

"Wenn jemand nach dem Umbau sagt, das sah hier schon immer so aus, dann ist das für mich ein großes Kompliment", sagt er. Es müsse eben nicht immer der unverkennbare Hundertwasser-Effekt sein, der einen Architekten antreibt.

Häuser zu planen und sich Gedanken über Atmosphären, Materialien und Proportionen zu machen - das wurde Georg Krautwurst mehr oder weniger in die Wiege gelegt. Sein Urgroßvater hat schon Häuser gebaut, der Großvater und der Vater taten es ihm nach.

So wie es früher Gespräche zwischen Vater und Sohn gab, wird jetzt auch bei der Familie Krautwurst am Küchentisch oft über Architektur gesprochen. Die Ehefrau von Georg Krautwurst ist auch Architektin, beide arbeiten im selben Büro an den gleichen Projekten. "Es funktioniert. Sogar meine Kinder wissen was gemeint ist, wenn über Maßstäbe gesprochen wird", sagt der Planer.

Eine Trennung von Arbeit und Leben und einen klassischen Schreibtischjob von acht bis fünf? Das kann sich Georg Krautwurst nicht vorstellen. Allerdings zieht es ihn ab und an zum Industriebau. "Dort gibt es klare Grenzen und es geht um Kosten und Funktionalität", erklärt er.

Das leere Blatt Papier, die vielen Möglichkeiten - all das findet nicht statt, wenn irgendwo eine Fabrikhalle auf unbebautem Grund und Boden gebaut werden soll. Für Georg Krautwurst ist das Entspannung.

Die findet der Architekt übrigens auch, wenn er in seiner Freizeit an seinem eigenen Haus herumwerkelt. "Manche Leute finden das vielleicht verrückt, aber ich gärtnere auch gern und pflanze Blumen", spricht er über die Zeit jenseits der großen Pläne. Wer weiß wie entspannend es sein kann, der Natur beim Wachsen zuzuschauen, der wird dass gut verstehen können.