Erkrath: Das doppelte Flottchen

Sportlerin: Angela Behrens (45) trumpft nach dem Gewinn der Schwimm-Stadtmeisterschaft auch in Laufschuhen ganz groß auf.

Erkrath. "Mutti gib Gas, die kommt!" Als die Tochter ihr das zurief, wusste Angela Behrens, dass sie jetzt nochmal alles geben muss. "In dem Moment wollte ich die doppelte Stadtmeisterschaft unbedingt." Ihre Verfolgerin habe sie schon die ganze Zeit im Nacken gespürt, konnte den Abstand aber nicht vergrößern. Doch es hat gereicht: Drei Tage, nachdem die 45-Jährige bereits Schwimm-Stadtmeisterin geworden ist, hat sie im September auch laufend die Stadtmeisterschaft über 5000 Meter gewonnen.

Mit dem Schwimmsport ist Behrens in der ehemaligen DDR groß geworden. Damals besuchte sie ein Sportinternat - rangierte auf Platz zehn in ihrer Altersklasse und galt als Talent. "Doch nach der siebten Klasse kam der Leistungseinbruch. Ich habe dem Druck nicht standgehalten", erzählt Behrens. Danach wollte sie mit Schwimmsport nichts mehr am Hut haben - "ich habe gar keinen Sport mehr gemacht".

Bis zur doppelten Stadtmeisterschaft war es daher ein weiter Weg, denn erst als ihre Kinder Anfang der 90er Jahre aus dem Gröbsten raus waren, entdeckte sie erneut den Sport für sich - und stieg in Laufschuhe. "Das hatte mit zwei kleinen Kindern rein praktische Gründe. Man ist nicht an Trainingszeiten gebunden."

Jahre später lernte sie ihren heutigen Lebenspartner übers Internet kennen. "Er kommt aus Heinsberg, ich lebte in Niedersachsen. Da haben wir uns einfach in der Mitte getroffen, das war dann Erkrath", sagt die Sportlerin.

Und genauso pragmatisch, wie sie die Wahl ihres Wohnortes erklärt, sieht sie auch ihren Sport. Um Trophäen geht es ihr nicht, die "stehen irgendwo im Keller". Es geht um die Überwindung innerer Widerstände: "Mein innerer Schweinehund sagt mir nämlich immer, dass ich faul sein und vor dem Fernseher liegen will." Zwölf Marathonläufe und unzählige Schwimmwettkämpfe habe sie wegen ihm schon mitgemacht, erzählt sie lachend.

Heute ist der Schwimmsport für sie eher Ausgleich zum Laufen. "Ich habe nur wieder mit dem Schwimmen angefangen, weil ich es so gut kann." In ihrem Club, dem Schwimm- und Sport-Club Hochdahl, ist sie seit Jahren Vereinsbeste.

Die Stadtmeisterschaft über 50Meter Freistil in 33,4 Sekunden zu gewinnen, war für sie kein Problem. "Im Schwimmen kenne ich meine Gegner. Beim Laufen sieht das schon anders aus." Darum hat sie auch gezielt auf die doppelte Meisterschaft hin trainiert und dann den Lauf in 22:56Minuten als schnellste Frau absolviert.

Je nach Wettkampf legt sie ihre Trainingsschwerpunkte auf Laufen oder Schwimmen. "Meist mache ich pro Woche drei Lauf- und zwei Schwimmeinheiten oder umgekehrt", sagt die frisch gebackene Großmutter.

Zurzeit trainiert sie für die NRW-Meisterschaften der Master im Schwimmen - da bleibt der Bäckerei-Fachverkäuferin nicht viel Zeit. Trotzdem engagiert sie sich im Verein. Seit zwei Jahren ist sie sportliche Leiterin und trainiert die Kinder-Wettkampfschwimmer. "Im Verein kann ich mein Wissen weitergeben. "

Im kommenden Jahr will sie ihre Titel verteidigen - vielleicht steht dann ihre Enkelin am Beckenrand und schreit: "Oma, gib Gas!"