Haan: Susanna Straets: „Ich mag die Kranken“

Abschied: Susanna Staets hat vor zehn Jahren das Projekt Kipkel ins Leben gerufen. Die Arbeit mit Kindern psychisch kranker Eltern hat sie immer sehr berührt. Jetzt zieht sie sich zurück.

Haan. Eigentlich möchte Susanna Staets gar nichts über sich erzählen. Und fotografiert werden will sie auch nicht. Dabei hat die 70-Jährige als Initiatorin des Präventionsprojekts Kipkel, das in diesem Herbst sein zehnjähriges Bestehen feiert, durchaus etwas zu sagen. Und das macht sie dann auch.

Sie erzählt, warum sie sich aus der Arbeit im Projekt zurückziehen, mehr Zeit für ihr Privatleben haben möchte, mehr Zeit zum Lesen, Schreiben und Reisen, zum Neuentdecken.

Sie will sozusagen in den Ruhestand gehen. Dabei wirkt sie gar nicht so, als ob sie Ruhe bräuchte. Susanna Staets sitzt gelassen an ihrem Tisch, lächelt viel, ist ganz ruhig. Ein Stapel Spielkarten liegt neben ihr. "Patiencen legen entspannt mich. Das hat etwas meditatives", sagt sie.

Viel erzählt sie über ihr Privatleben nicht. Sie kommt aus Bonn, wuchs mit sechs Geschwistern auf und ließ sich an der Bonner Uniklinik zur Kinderkrankenschwester ausbilden. Sie studierte Sozialarbeit, machte eine Kindertherapie-Ausbildung und wurde Familientherapeutin. Sie baute die Behindertenarbeit im Kreis Mettmann mit auf und arbeitete in verschiedenen Beratungsstellen im Kreis Mettmann. Bis 1998 war sie in der Hildener Beratungsstelle tätig und wollte sich dann einem anderen Schwerpunkt, nämlich Kindern psychisch kranker Eltern, zuwenden.

"Für diese Kinder gab es damals keine Betreuungsangebote. Dabei sind sie auch Betroffene, die miterleben, wie sich Mutter oder Vater in der Krankheit verändern."

Susanna Staets entwickelte das Projekt Kipkel (Präventionskonzept Kinder psychisch kranker Eltern), das heute noch die Arbeit des Vereins Kipkel bestimmt und natürlich immer weiter entwickelt wird. Doch nach wie vor ist es die Hilfe für die Kinder, die im Mittelpunkt steht. "Kinder stellen keine Fragen, auch nicht an ihre Eltern. Sie haben Sorge, dass ihre Eltern dadurch belastet werden", sagt Staets.

Susanna Staets und ihr Team klären die Kinder über die Krankheit auf. "Das ist ein wichtiger Teil der Arbeit", sagt sie. "Wir sprechen mit den Kindern über ihre Fragen, ihre Erfahrungen und versuchen, die Kinder von der Phantasie zu lösen, dass sie die Krankheit verschulden."

Susanna Staets versteht sich als Begleiterin der Kinder, die sie unterstützt, ihre Fähigkeiten zu entdecken, die oft verdeckt bleiben. Sie hilft ihnen, ihre kindliche Welt zu entdecken. "Das berührt mich persönlich sehr."

Und vielleicht ist das ein Grund, warum Kipkel seit zehn Jahren so vielen Kindern geholfen hat. "Bei der Arbeit ist es wichtig, dass man sich berühren lässt. Sonst kann man den Kindern und auch deren Eltern nicht wirklich begegnen", sagt sie, die selbst Mutter eines Sohnes und Großmutter ist.

Künftig möchte sie mehr auf politischer Ebene tätig sein, um das Bewusstsein für die betroffenen Kinder in der Bevölkerung zu wecken und zu erreichen, dass solche Projekte wie Kipkel noch mehr entwickelt und gefördert werden.