Erkrath: Liedergarten - Windelträger als Chorknaben
Ein neues Konzept des Landes-Sängerbundes für Kleinkinder wird im Awo-Kindergarten Kempen umgesetzt.
Hochdahl. Mit der tiefen Ernsthaftigkeit eines Oskar Matzerath in Grass’ Roman "Die Blechtrommel" zieht Klein-Erik seine Runden. Um seinen Hals hängt nicht der Halteriemen einer Trommel - stattdessen halten die Hände Tamburin und Stöckchen. Zum Takt der persönlichen Befindlichkeit gibt der Mini den Ton an. "Pling, pling, pling."
Und genau darum geht es, erklärt Anne Fischer. Töne und Geräusche hören, die eigene Stimme kennen lernen. Solisten an der Oper werden nicht im Alter zwischen 18 Monate und drei Jahren gemacht. So alt sind die Teilnehmer der ersten Liedergarten-Gruppe.
Damit Fischer weiß, was sie tut, wurde sie ausgebildet. "Ich war die Älteste, die die Ausbildung gemacht hat", sagt sie stolz. Da habe sie einiges über die Psychologie von Kindern erfahren. Gelernt hat sie auch das pädagogische Grundkonzept des Liedergartens. "Eltern machen vor, Kinder machen nach."
Eine Vorgabe, die in der Praxis noch nicht immer aufgeht. Als zu "Bim, bam, bommel, die Katze schlägt die Trommel - zehn kleine Mäuselein tanzen in der Reih - und die ganze Erde trommelte dabei" die Handflächen klatschend auf Oberschenkeln landen, guckt der Nachwuchs weniger animiert als ängstlich drein.
Voll in seinem Element ist Luis (15 Monate) hingegen, als er mit Sand gefüllte und anschließend verklebte Verpackungen von Ü-Eiern rasselnd vor sich über den Boden rollt. Spielen mit Tönen - diese Gleichung scheint tatsächlich aufzugehen. Auch das Konzept von Mutter Andrea Haschke erfüllt sich: "Ich komme, weil ich etwas mit meinem Sohn machen möchte."