Erkrath: Mit Zündstoff gegen Frust
Ein neues Projekt will Schülern, die keine Lust auf lernen haben, auf die Sprünge helfen.
Erkrath. Zündstoff macht seinem Namen alle Ehre. Wer auf einer Regelschule nicht zurechtkommt, den Unterricht schwänzt, Ärger mit den Lehrern hat und schließlich zum Schulverweigerer wird, findet in dem Projekt des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer (SKFM) eine Anlaufstelle und in den meisten Fällen auch eine Initialzündung.
Jeder, der bestrebt ist, bekommt Unterstützung. Die Jugendlichen zeigen hier, dass sie wollen. "Jeder will doch für sich selbst sorgen können", sagt SKFM-Leiter Norbert Baumgarten.
Bis zu 15 Schüler zwischen zwölf und 16 Jahren werden im Rahmen von Zündstoff in zwei Gruppen unterrichtet. "Eine Gruppe arbeitet in der Werkstatt, die andere erhält Unterricht. Dazu werden uns Lehrer zugewiesen", erklärt Baumgarten. Die meisten Schüler sind Siebtklässler. Sie kommen nicht nur aus Erkrath, sondern auch aus Hilden, Haan und Mettmann.
Einer von ihnen ist der 15-jährige Michael aus Haan. An der Hauptschule, die er dort besuchte, gab es immer wieder Schwierigkeiten. "Ich habe viel geschwänzt, hatte Ärger mit unserem Schuldirektor. Da habe ich selbstständig begonnen, mich nach Alternativen umzusehen und bin mitten im Schuljahr zu Zündstoff gewechselt", erzählt er.
Jetzt machen ihm Unterricht und Hausaufgaben sogar Spaß. "Mein Ziel ist es, wieder auf eine Regelschule zu wechseln, meine alte Schule muss das aber nicht sein." SKFM-Fachbereichsleiterin Karin Tost: "Dank der Kooperation mit verschiedenen Schulen können wir die Jugendlichen über kurze Wege an eine andere Schule vermitteln.
Im laufenden Schuljahr konnten von 20 aufgenommenen Schülern zehn bereits wieder in eine Regelschule integriert werden. Es kam sogar schon vor, dass ein Schüler von Zündstoff zurück an seine alte Schule ging, um zu zeigen, dass er sich verändert hat.
Er hat als Jahrgangsbester abgeschlossen. "Besonders stolz sind wir darauf, dass zwei Jugendliche jetzt nicht nur ihren Hauptschulabschluss erlangen konnten, sondern bereits einen Ausbildungsvertrag unterschrieben haben", so Baumgarten.
Unterstützung erhält der SKFM für sein Projekt von der Jugendstiftung Erkrath. So übernahm die Stiftung die Kosten für den Einsatz eines Lehrers. 2008 konnte dank Hilfe der Jugendstiftung ein Anti-Gewalt-Training durchgeführt werden, das die soziale Integration der Schüler fördern sollte. Seitdem konnte das Training mit Landes-Fördermitteln fortgesetzt werden.