Erkrath: Stadt entdeckt den Spieltrieb
Kinderspielplätze: In den kommenden Jahren soll nicht mehr abgebaut, sondern investiert werden.
Erkrath. Die Öffentlichkeitspolitik der Stadtverwaltung ließe jeden PR-Berater vor Verzweiflung in die Tischkante beißen - derart stark sind die Mitarbeiter der Stadt darin, den Fluss guter Nachrichten mit einem Damm zu bremsen. "Diese Liste ist öffentlich? Das sollte sie eigentlich nicht sein."
So reagierte gestern der Leiter des Tiefbauamts, Peter Heffungs, als er mit der Zusammenstellung geplanter Investitionen auf Kinderspielplätzen in den kommenden Jahren konfrontiert wurde. Die Vorhaben stehen auf vier Din-A4-Seiten, die sich jeder Bürger über das Ratsinformationssystem auf der städtischen Homepage herunterladen kann.
Beim Blick auf den Inhalt mag man Heffungs den Rat geben, damit hausieren zu gehen. Denn entgegen des weit verbreiteten Eindrucks, der sich mit Kommentare beim Bürger-Barometer der WZ deckt, die Stadt baute immer nur Kinderspielplätze ab, statt in neue Spielgeräte zu investieren, ist das Gegenteil richtig (der nebenstehende Kasten bietet einen Überblick der geplanten Maßnahmen).
76700 Euro stehen jährlich für die Anschaffung von Rutschen&Co. zur Verfügung, weitere 180000 Euro für die Pflege der 40 städtischen Spielplätze. Laut Heffungs ist daher auch nicht Geldmangel, sondern Personalengpässe sind das Problem, um die Vorhaben auch tatsächlich in die Tat umsetzen zu können. Ein Beispiel: Der Spielplatz zwischen Gerhart-Hauptmann- und Georg-Büchner-Straße sollte bereits in diesem Jahr für 50000Euro saniert werden. Gebaut wird erst 2009.
Gleichzeitig sei diese Anlage in Unterfeldhaus ein gutes Beispiel für die Strategie der Verwaltung im Umgang mit Kinderspielplätzen, meint Heffungs: "In ein Neubaugebiet ziehen Eltern mit Kindern zwischen drei und zehn Jahren. Die nutzen die Spielplätze."
Zehn Jahre später sind aus den Kindern Leute geworden - "die Spielplätze werden nicht mehr benötigt", so Heffungs weiter. Da die meisten Spielgeräte nach einem Jahrzehnt sowieso abgenutzt seien und ausgetauscht werden müssten, sei dann der Zeitpunkt gekommen, sie komplett abzubauen. "Dann lassen wir den Platz brach liegen."
Wenn dann 20 bis 30 Jahre später die Erbengeneration mit eigenen Kindern in die Häuser einziehe, "entsteht ein neuer Spielplatz". Dass solcher Wandel allerdings nicht mit eingebautem Automatismus den Gesetzen der Evolution folgt, sondern manchmal recht realen Druck benötigt - auch das belegt der Spielplatz in Unterfeldhaus: Die Fläche an der Gerhart-Hauptmann-Straße war als Wiese ohne Spielgeräte abgeschrieben worden. Erst als Eltern massiv die Reanimierung einforderten, entschlossen sich die politischen Entscheidungsträger, diesen Wunsch zu erfüllen.