Erkrath: Stärkung des Kaufhauses schwächt die Bahnstraße
Hertie-Gebäude: Der neue Besitzer unterschreibt in einigen Tagen den Kaufvertrag. Befürchtet wird die Schwächung der Bahnstraße.
Erkrath. Die Suche war lang und die Prüfung hart. Gut vier Monate nach Schließung des Hertie-Gebäudes teilte die Geschäftsführerin der Virkus Projekt GmbH mit Sitz in Düsseldorf, Birgit Virkus, am Mittwoch mit, "in den kommenden Tagen" den Kaufvertrag für das Gebäude zu unterschreiben. Damit hat das Unternehmen die Gebäudesubstanz und den Standort Erkrath für ausreichend stabil befunden, um dort zu investieren.
Bevor außer Lebensmitteln bei Rewe, das seine Ladenfläche verdoppeln wird, auch Produkte eines großen Textilanbieters und eines Drogeriemarktes im ehemaligen Kaufhausgebäude erworben werden können, vergehen allerdings noch einige Monate. "Wir gehen von der Eröffnung im Frühjahr nächsten Jahres aus", sagt Virkus.
Eine Bauvoranfrage wurde bereits gestellt und von der Verwaltung positiv beantwortet. Darin enthalten sind die Neugestaltung des Eingangsbereichs und der Einbau von drei Aufzügen. Der bestehende wird ausgetauscht.
In der Bauvoranfrage nicht mehr enthalten ist hingegen der Bau von Parkplätzen neben dem Kaufhaus. "Das hat Virkus zurückgezogen", sagte Bürgermeister Arno Werner. Zu eindeutig war die ablehnende Haltung der Ratsfraktionen gegen dieses Vorhaben.
Dass die Düsseldorfer Unternehmer trotzdem in Erkrath investieren, dürfte manchen Einheimischen überraschen. Der neue Kaufhausbesitzer glaubt nämlich an die Kaufkraft im westlichen Stadtteil. Birgit Virkus: "Diese Kaufkraft wollen wir binden." Es sei ihr völlig bewusst, dass dies nicht für größere Anschaffungen oder besondere Ansprüche zu schaffen ist - "wohl aber für kurz- und mittelfristige Anschaffungen. Wir wollen in diesem Bereich Angebote in fußläufiger Entfernung schaffen".
Auch wenn der Bürgermeister von einem überzeugenden Konzept spricht, das sich die neuen Hausherren da ausgedacht haben, schmeckt’s ihm im Abgang bitter. Auch der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Alt-Erkrath, Peter Müller, hat diese Empfindung. Es geht um den Wunsch des Drogeriemarktes dm, seine Filiale von der Bahnstraße in das Kaufhaus zu verlagern.
"Dadurch verliert die Bahnstraße einen Magneten und läuft Gefahr, auszubluten", sagt Werner. "Die Bahnstraße hat zwei Frequenzbringer - dm und Kaiser’s. Wenn der Drogeriemarkt umzieht, habe ich Bauchschmerzen", sagt Müller.
Hoffnungsträger wird da die neue Shopstar-Filiale samt Post-Service, die am 15. September in dem Geschäftslokal eröffnet wird, in dem zurzeit noch Mode Reiss verkauft. Auf diese Weise, so Müller, sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass viele Kunden der Bahnstraße erhalten bleiben.
Ob die künftig Wartezeiten im Stau in Kauf nehmen müssen, "werden wir genau beobachten", kündigt Werner an. Ein Verkehrsgutachten sei bereits in Auftrag gegeben worden, der Bau eines Kreisverkehrs im Einmündungsbereich Gerber-/Neanderstraße sei beschlossene Sache. "Unklar ist lediglich noch, wer ihn bezahlt." Dafür in Frage kommen Hasso von Blücher als Investor der Neuen Mitte Erkrath und die Stadt. Zahlen muss, wessen Projekt - Wohnhäuser oder Kaufhaus - für den Verkehrsstau verantwortlich ist.