Erkrath: Und die Jungs rappen dazu

Zwei Minister besuchen die Carl-Fuhlrott-Schule in Hochdahl und sind beeindruckt.

Erkrath. Das Konzept von Karin Malzkorn und ihren 23 Kollegen scheint aufzugehen. Selbstvertrauen schadet Jugendlichen nicht, schon gar nicht, wenn sie eine Hauptschule besuchen. Zumindest ein paar Jungs der Hochdahler Carl-Fuhlrott-Schule haben Selbstvertrauen satt.

Denn während in einem Klassenraum im Souterrain NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) und deren bayerischer Kollege Siegfried Schneider Hof hielten, übten sich im Tageslicht ein paar Jugendliche jenseits des Stimmbruches in Sprechgesang. Sie rappten drauf los und das noch gar nicht einmal so schlecht.

"Hauptschüler sind Menschen, die das Recht haben, nicht als Rest bezeichnet zu werden."

Bayerns Kultusminister Siegfried Schneider während des Besuches an der Carl-Fuhlrott-Schule

Keine Angst vor großen Namen, keine Spür von Schüchternheit angesichts der schweren Limousinen auf den Schulhof und den gewichtigen Gästen im Klassenzimmer. Es war wie bestellt, war es aber nicht. Es war, als hätte die Rektorin Karin Malzkorn selbst ihre Schüler auf den hohen Besuch eingeschworen, ihnen eingebimst, dass sie erhobenen Hauptes zu zeigen hätten, was sie können. Es war wirklich nicht bestellt und wurde eilends abgestellt. Auf dem Schulhof verstummten die gerüttelten Reime, im Keller hatten die Politiker das Wort.

Freilich war es kein Zufall, dass zwei veritable Minister auf ihrer Rundreise durch NRW ausgerechnet an der Carl-Fuhlrott-Schule Station machten. Politiker sind gern dort, wo Sonne scheint. Im Kreis gibt es schließlich noch 15 andere Hauptschulen. Doch die in Hochdahl gehört zu den besten. Sie hat Erfolg, weil sich das Kollegium um Karin Malzkorn nicht mit dem schlechten Ruf abfindet, den diese Schulform mittlerweile quält.

"Wir haben zum zweiten Mal das Gütesiegel für berufswahl- und ausbildungsfreundliche Schulen bekommen", sagt sie. Und wie sie es sagt, wirkt es unaufgesetzt, irgendwie selbstverständlich, selbstbewusst. Es scheint, als hätten die Lehrer ihr eigenes Konzept vollends verinnerlicht. Die 312 Schüler profitieren davon.

Berufsorientierung ist gleichsam das Profil der Carl-Fuhlrott-Schule. Ab Klasse 7 ist der so genannte Berufswahlpass ein Kernstück des Lehrplanes. "Die Schülerinnen und Schüler sammeln alles, was sie gemacht haben. Das können Berufspraktika sein, aber auch der Mofa-Führerschein und natürlich die Schulzeugnisse", erklärt Malzkorn. "Steps to success" - Schritte zum Erfolg nennt die Pädagogin das.

Am Ende ihrer Schullaufbahn haben die Jugendlich sozusagen schriftlich, dass sie etwas, ja sogar vieles können, dass sie keine Versager sind, nicht die nächsten Verlierer der Gesellschaft. Der Berufswahlpass beweist: Jedes Kind hat seine Stärken und Talente. Es gilt, sie zu entdecken und zu fördern.

Auf dem Weg, dieses Ziel zu erreichen, scheint die Carl-Fuhlrott-Schule schon ein beträchtliches Stück vorangekommen zu sein. Schulministerin Sommer zeigte sich jedenfalls äußerst beeindruckt. Sie fühlte sich bestärkt in ihrem persönlichen Ziel, dass in absehbarer Zukunft jeder Hauptschüler in eine Ausbildung entlassen wird. So etwas kann sich nur vornehmen, wer reichlich Selbstvertrauen hat. Es muss ja nicht jeder gleich rappen.