Familien in Mettmann Hilfe für Kinder süchtiger Eltern

Mettmann/Wülfrath · Die Suchthilfe der Caritas nimmt mit Informationsangeboten und Beratung an einer bundesweiten Aktionswoche teil.

 Schaukasten voller Infos: (v.l.) Natali Zimny, Lotte Falley und die Leiterin der Suchthilfe, Katja Neveling.

Schaukasten voller Infos: (v.l.) Natali Zimny, Lotte Falley und die Leiterin der Suchthilfe, Katja Neveling.

Foto: Achim Blazy (abz)

Die Dunkelziffer ist hoch. Wer die bundesweit akzeptierten Prozentzahlen auf Mettmann und Wülfrath herunterrechnet, bekommt einen Schreck: Allein in Mettmann leben demnach rund 1700 Kinder bei Eltern, die Probleme mit Alkohol oder illegalen Drogen haben. In Wülfrath sind es 850 Mädchen und Jungen. Hinzu kommen Kinder, deren Eltern spiel- oder sexsüchtig sind. Ihre Zahl kann zurzeit nicht seriös angegeben werden. Auf das Schicksal dieser Kinder suchtkranker Eltern macht in dieser Woche die Suchthilfe des Caritasverbands aufmerksam. Im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche sind Schaukästen und Schaufenster an den Beratungsstellen mit Informationen gespickt. Überall hängen zudem sogenannte QR-Codes, die per Handy fotografiert werden können und dann zu weiteren Informationsseiten im Netz führen.

Wichtig ist jedoch die Hilfe vor Ort. Natali Zimny hat sich auf die Arbeit mit den Kindern suchtkranker Eltern spezialisiert. „Der Erfolg unserer Arbeit hat ganz entscheidend damit zu tun, dass wir das Vertrauen der Eltern und Kinder gewinnen können.“ Denn sobald Erwachsene einer Sucht erliegen, wirkt sich das sofort auf ihre Kinder aus. Das Schlimmste dabei sei das sogenannte Familiengeheimnis. Kinder werden angehalten, nur ja niemandem etwas von den Problemen der Mütter und Väter zu erzählen. „Zudem müssen Kinder Dinge tun, die andere Kinder niemals machen müssen“, berichtet Katja Neveling von der Caritas Suchthilfe: „Sie müssen viel früher viel mehr Verantwortung übernehmen.“ Dazu kann es gehören, regelmäßig mit der klimpernden Altglas-Tasche zur Mülltonne oder zum Glascontainer zu laufen. Oder auf noch kleinere Geschwister aufzupassen, die verdreckte Wohnung zu putzen und aufzuräumen oder einkaufen zu gehen.

„All das steht unter der Ansage, das kein anderer etwas erfahren darf“, sagt Natali Zimny. Denn alle unter dieser Schweigeglocke haben Angst vor Konsequenzen: Die Kinder fürchten, dass ihre Eltern sie nicht mehr lieb haben und dass sie selbst für die Probleme der Großen verantwortlich sind. Die Erwachsenen spüren, dass sie die Kontrolle über ihr Leben verloren haben und befürchten, dass das Jugendamt kommt, und ihnen das letzte Positive im Leben auch noch wegnimmt: die eigenen Kinder.

Doch wie arbeitet man in einem solchen Fall mit den Betroffenen? Lässt sich eine Familie überhaupt retten? „Ein generelles Erfolgsrezept gibt es nicht“, sagt Natali Zimny. Sie versucht in kleinen Schritten, Vertrauen aufzubauen. So finden die Beratungstermine in Mettmann nicht bei der Suchthilfe statt, sondern in den Räumen der Familienberatung. Dort gibt es eine Spielecke für die Kinder, aber auch weniger Schwellenangst, in eine Beratung einzusteigen. Anschließend sei es wichtig, dass Eltern und Kinder so viel wie möglich zusammen machen. Die Beraterinnen der Caritas helfen dabei, das Angebot an Hilfen möglichst passgenau auf die Betroffenen zuzuschneiden. Manchmal sei schon hilfreich, eine suchtkranke Mutter dabei zu unterstützen, ihre Probleme in kindgerechten Worten zu kommunizieren – so dass die Last von den Kindern genommen wird und man ab diesem Zeitpunkt gemeinsam nach Lösungen sucht. In anderen Beratungsgesprächen sei es wichtig, zunächst mit den Kindern getrennt zu arbeiten. „Das geht natürlich nur, wenn die Eltern zustimmen, sagt Natali Zimny.