Flüchtlinge singen von der Liebe, von Sehnsucht und Hoffnung
Integration hat viele Gesichter. Initiiert von der Diakonie drehen Asylsuchende jetzt ein Musivideo zum Song „Tonight“.
Mettmann. Gesellschaftliche Teilhabe ist facettenreich. Und kann mitunter wohlklingend sein. So wie bei Prince (23) und Abraham (24). Die beiden Nigerianer leben seit neun Monaten in Mettmann. Und setzen ihrer Wahlheimat eine Art musikalisches Denkmal.
Zusammen mit Christian Knipping, der einst Pharrell Wiliams’ „Happy“ lokal auf Mettmann umschrieb, sowie Kameramann Oliver Haase und der Unterstützung der kulturaffinen Margarete Papenhoff startete jetzt der Videodreh. In Szene gesetzt wird der von Prince und Abraham komponierte und Christian Knipping produzierte Song „Tonight“.
Erster Drehtag war jetzt in luftiger Höhe über den Dächern der Stadt, auf der obersten Etage des Parkhauses gegenüber des Hallenbades.
ChristianKnipping, Produzent
Mit minimalistischem Equipment - eine Handkamera musste Oliver Haase reichen, seine Frau Serpil fungierte als „Mädchen für alles“ und spielte unter anderem das Playback ab - wurden die ersten Aufnahmen gemacht. Ausstaffiert mit cooler Baseballkappe, Sneakern und dunkler Sonnenbrille rappten Prince und Abraham sich durch ihre Strophen. Immer wieder, unermüdlich, bis die Einstellung zur Zufriedenheit des Clip-Drehers saßen.
„Wir sind Musiker und haben schon in Nigeria erfolgreich als Komponisten gearbeitet“, sagen sie. Auch in der neuen Heimat denken sie bevorzugt in Akkorden und Noten. „Es ging alles ganz schnell“, beschreiben sie die etwa 14 Tage währende Arbeit, den Text für „Tonight“ zu verfassen. In bester Blues-Manier wird darin das ewige Spiel der Liebe beschrieben, sehnsuchtsvolle Momente, stille Hoffnung und leise lodernde Enttäuschung inklusive.
„Bei mir im Studio haben wir das Lied dann produziert“, ergänzt Christian Knipping. Der Plan ist, das fertige Musikvideo auf You Tube zu veröffentlichen. Damit soll gezeigt werden, dass Integration möglich ist und viele Gesichter hat. „Vielleicht ist dieser erste Clip ein Türöffner ins hiesige Musikbusiness“, hofft Christian Knipping. Dass er als so etwas wie Dreh- und Angelpunkt die Beteiligten miteinander verknüpft, ist übrigens Christiane Müschenich, in der Diakonie Mettmann mit der Betreuung der Flüchtlinge beschäftigt, zu verdanken. Ihr kam das Faible für Rhythmen und die Lust an Kompositionen der beiden Flüchtlinge zu Ohren.
Und spontan suchten sie nach Helfern, die daraus etwas Handfestes machen könnten. „Mitte Juni bekam ich eine E-Mail, ob ich nicht mit den beiden einen Song produzieren möchte“, erinnert sich Christian Knipping. Nach dem Dreh auf der Parkgarage geht es ins alte Theater an der Poststraße. Dieses ehemals prachtvolle Gebäude diente zuletzt als Kulisse von Michael „Bully“ Herbigs „Hotel Lux“. Nun soll es Schauplatz zur Untermalung weiterer sinnlicher Momente von „Tonight“ werden.