Gericht erstrahlt in neuem Glanz
Der Umbau des ehemaligen Amtsgerichts hat rund 1,4 Millionen Euro gekostet. Neun der zehn neuen Wohnungen haben einen Garten.
Mettmann. Was lange währt, wird endlich gut. Das wäre wohl das passende Motto, wenn es um die Geschichte des Mettmanner Amtsgerichtes geht. Denn die ist mittlerweile um ein Kapitel reicher — und man darf wohl getrost behaupten, dass dieses Schlusskapitel gelungen ist. „Wir wollen jetzt mit der Vermarktung der Wohnungen starten“, freut sich Eigentümer Tobias Scheu darüber, dass der Umbau des alten Gemäuers nun endlich abgeschlossen ist.
Gemeinsam mit Gunnar Pöhl und Carolin Müller-Pöhl hatte Scheu das unter Denkmalschutz stehende Gebäude in der Gartenstraße vor fünf Jahren gekauft. Zuvor hatte das Amtsgericht jahrelang leer gestanden. Das Land Nordrhein-Westfalen hatte große Schwierigkeiten, das sanierungsbedürftige Kleinod zu verkaufen. Nachdem zwischenzeitlich auch das Evangelische Krankenhaus sein Interesse bekundet hatte, um dort eine Kurzzeitpflege einzurichten, hatte man nach einer Begehung mit Experten abgewinkt.
Hört man diese Vorgeschichte, so wird vor allem eines klar: Die neuen Eigentümer hatten ein großes finanzielles Risiko zu schultern. Vor allem der Denkmalschutz ist oftmals eine hohe Hürde, die sich nicht mal eben so überspringen lässt. Das war auch beim alten Amtsgericht so und es waren viele Gespräche nötig, um alles in „trockene Tücher“ zu bringen. Denn eines geht bei der Sanierung gar nicht: Man kann nicht einfach den Abrissbagger anrollen lassen oder mit schwerem Gerät zu Werke gehen, ohne vorher zu schauen, an welcher Stelle der historische Charakter des Gebäudes erhalten werden muss. „Gemeinsam mit der Denkmalschutzbehörde und dem Bauamt ist uns der Spagat gut gelungen“, blickt Tobias Scheu zurück auf die lange Bauzeit, in der es manchmal so aussah, als würde es nicht vorangehen.
Tobias Scheu, Eigentümer, über die langen Bauarbeiten am und im Gebäude, bei denen der Denkmalschutz oftmals eine hohe Hürde darstellte
Befasst man sich jedoch mit den Einzelheiten eines solchen Projektes, so weiß man bald: Es muss wirklich jedes Detail besprochen werden und oftmals sind Spezialanfertigungen vonnöten, um die Auflagen zu erfüllen. So wurden die neuen Holzfenster nach Denkmalschutzvorgaben angefertigt und 17 Türen aus dem alten Bestand erhalten. Im ehemaligen Gerichtssaal ist eine Studiowohnung entstanden - mit Holzvertäfelung an der hohen Decke und einem Kubus mitten im Raum, der künftig als Badezimmer dient.
Die zehn Wohnungen haben einen Charme, den man nur in einem solch liebevoll sanierten Altbau findet. Erhalten wurden auch die Gefängniszellen im Keller und der Wegweiser im Flur. Gewölbedecken, zugemauerte Türnischen und Fußböden aus geölter Eiche: Es ist ein Wohngefühl der besonderen Art, dass sich für die zukünftigen Bewohner schon bald einstellen dürfte. Eigentlich sollte auch noch das Dachgeschoss ausgebaut werden, dafür gab es jedoch aus Denkmalschutzgründen kein grünes Licht. Zum Beginn des kommenden Jahres sollen nun die ersten Mieter in der Gartenstraße ihre neuen Wohnungen beziehen.