Schlechte Noten für die Kö-Galerie

Insgesamt 269 Einkaufszentren in Deutschland wurden in einer Umfrage bewertet. Mettmann ist das Schlusslicht. Das Überraschende: Die Mieter selbst gaben dem Center schlechte Noten.

Foto: Achim Blazy

Mettmann. Schon der Beginn stand unter keinen gutem Stern: Erst konnte die Königshof-Galerie im Frühjahr 2013 nur verspätet eröffnen und dann mussten die Kunden auch noch wochenlang durch Matschfelderflächen waten, um in Mettmanns neuen Einkaufstempel zu gelangen. Nun ein neuer Rückschlag: Im neuen „Shoppingcenter Performance Report (SCPR)“ ist das Einkaufszentrum im Herzen Mettmanns als schlechtestes Center in ganz Deutschland bewertet worden. Mit einer Gesamtnote von 4,86 (Schulnoten von 1 bis 5 waren möglich) bewerteten Mieter ihren eigenen Standort. Damit ist die Mettmanner Königshof-Galerie unter 269 Einkaufszentren bundesweit Schlusslicht.

Das Center mit den zufriedensten Mietern ist laut SCPR mit einer Note von 1,29 das Südring-Center in Paderborn. Am anderen Ende verharrt seit 2015 die Kö-Galerie. Das Ergebnis ist umso trauriger, da die laut Analyse sieben Filialunternehmen, die in Mettmann und anderen Städten Verkaufsflächen betreiben, dem Center sehr schlechte Noten gaben.

Die Mieter konnten ihre Läden in 400 deutschen Einkaufszentren mit mehr als 10 000 Quadratmetern Geschäftsfläche bewerten. In die Wertung kamen aber nur Center, in denen mindestens fünf Mieter eine Note gaben. In diesem Jahr waren das 269 Center. Die Mieter selbst müssen in mindestens drei der 400 Center vertreten sein, um in den SCPR aufgenommen zu werden. Und selbst bei den Centern, bei denen weniger als fünf Mieter bewerteten, gab es nur fünf, die schlechtere Noten als die Kö-Galerie bekommen. Der Eigentümer Phoenix Development hat reagiert: Das Immobilienberatungsunternehmen CBRE hat im April das Shopping-Center-Management für die Kö-Galerie übernommen. Die mehr als 14 000 Quadratmeter Verkaufsfläche in Mettmann sollen besser vermarktet und präsentiert werden, hieß es in der Mitteilung vom Frühjahr. In einem ersten Schritt führte CBRE eine Analyse durch. „Unsere Analyse hat das große Potenzial der zentral und attraktiv gelegenen Center bewiesen“, sagte Lars Sammann von CBRE damals. „Die auf drei Jahre ausgelegten Verträge erlauben uns, die entwickelten Maßnahmen umzusetzen und so die Center zu optimieren“, ergänzte sein CBRE-Kollege Andreas Dörr.

Stephan Schnitzler, Phoenix Development

„Die Erfahrung und Kompetenz von CBRE im Shopping-Center-Management wird uns dabei unterstützten, das Center noch zielgerichteter auf die Zufriedenheit unserer Mieter und Kunden auszurichten“, ist sich Stephan Schnitzler, Mitglied der Geschäftsleitung der Phoenix development, sicher.

Das wird schwer genug werden, denn der SCPR beschreibt, wie erfolgreiche Center sein sollen. Die Spitzenplätze des Reports belegen immer mehr Center, die am Stadtrand liegen und einen Schwerpunkt im Lebensmittelhandel haben. Lag der Anteil solcher Center an den Top 20 im Jahr 2001 noch bei 40 Prozent, erreicht er mittlerweile 80 Prozent. Für die Grundfrequenz sorgten Unternehmen wie Real, Familia, Kaufland oder Marktkauf. Daneben würden Filialisten aus der Mode-, Unterhaltungselektronik- und Möbelbranche gesucht. Fakt ist: Nur ein Einkaufszentrum unter den Top 20 bundesweit (Rotmain-Center in Bayreuth) ist in der Innenstadt mit einem Schwerpunkt Mode beheimatet.

Experten sehen dort einige Gründe für die Mettmanner Probleme. Wenn der Kunde bei Rewe in der Kö-Galerie die Einkaufswagen durch die Regalreihen schiebt, hat er einen langen, umständlichen Weg zum Auto ins angrenzende Parkhaus. Aus dem Untergeschoss führt kein direkter Weg auf eine Parkebene, ein Manko. Entweder, man verlässt das Haus durch den Haupteingang, der auch zur Bushaltestelle führt und geht einmal ums Gebäude herum, um im Parkhaus wieder anzukommen. Oder aber man schiebt seinen Einkaufswagen Richtung Fahrstuhl, fährt bis in die erste oder zweite Etage und geht dann durch die fahrenden Autos zum Parkdeck. Wer sein Auto im Basement abgestellt hat, müsste mit dem Einkaufswagen quasi die Autostrecke ins Untergeschoss nehmen. Und nicht zu vergessen: Der ausgepackte Einkaufswagen muss ja auch noch wieder zurückgebracht werden. Die engen Fahrstreifen für die Autos und die knappen Parkplätze, die größeren Wagen kaum Platz bieten, sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren immer wieder kritisiert worden.