Arbeit statt krimineller Karriere

14 Jugendliche, die vom Gericht zu Sozialstunden verdonnert wurden, arbeiten derzeit als Landschaftspfleger. Der Verein „Neue Wege“ will ihnen Perspektiven für die Zukunft aufzeigen.

Foto: Dietrich Janicki

Mettmann. In diesen Tagen säubern insgesamt 14 Jugendliche den Friedhof an der Goethestraße und das Gelände rund um die Goldberger Mühle. Sie müssen aus verschiedenen Gründen Sozialstunden für das Gemeinwohl ableisten, die Palette reicht von Diebstahl bis zu leichten Körperverletzungsdelikten. Im Rahmen des Projekts „Neue Wege“ soll ihnen nicht nur Arbeit zugeteilt, sondern auch eine Perspektive eröffnet werden.

Manfred Cserni, Verein Neue Wege

„Unser Verein ist ein Kooperations-Projekt der Jugendhilfen aus Haan, Heiligenhaus, Wülfrath und Mettmann, das mittlerweile seit etwa zehn Jahren besteht“, erklärt Manfred Cserni vom kommunalen Sozialdienst der Stadt Mettmann. „Die Jugendlichen müssen jeweils circa 30 Sozialstunden ableisten und werden hierbei pädagogisch von uns begleitet. So versuchen wir in dieser Zeit möglichst, die Verhältnisse zu schaffen, die auch im Rahmen einer Ausbildung üblich sind“, sagt Cserni.

So lernen sie beispielsweise in der Gruppe zusammenzuarbeiten, mit einem Arbeitstag von rund sieben Stunden umzugehen oder Hierarchien anzuerkennen. Denn eines haben alle Jugendlichen, die derzeit vom Projekt „Neue Wege“ betreut werden, gemeinsam: Niemand von ihnen verfügt über eine Ausbildung, nur zwei haben das Abitur bestanden.

„Sie alle stammen aus schwierigen sozialen Verhältnissen, haben wenig bis gar keine Perspektive. Wir wollen ihnen zeigen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, als auf die schiefe Bahn zu geraten“, erklärt Manfred Cserni, der an allen vier Tagen ebenso vor Ort ist, wie seine Kolleginnen und Kollegen Giuseppina Cangna aus Heiligenhaus, Richard Stark aus Wülfrath und Eilar Sosna aus Haan. „Vier Tage sind natürlich nicht viel Zeit, doch wir haben die Möglichkeit, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, ihre Situation kennenzulernen und ihnen im besten Fall einen Schubs in die richtige Richtung zu geben“, sagt Cserni. Einer der jungen Männer, die derzeit auf dem Friedhof und an der Goldberger Mühle saubermachen, ist der 17-jährige Max B. aus Haan. „Ich muss bereits zum dritten Mal Sozialstunden machen, weil ich Mist gebaut habe“, sagt er selbst. Aufgrund der Arbeit im Projekt „Neue Wege“ hat er sich am Berufskolleg für ein Jahrespraktikum im Garten- und Landschaftsbau entschieden. „Das musste ich aber wegen einer Pollenallergie aufgeben“. Er hat sich schlaugemacht und würde gern eine Ausbildung als Versicherungskaufmann beginnen, doch seine Aussichten auf einen Ausbildungsplatz sind angesichts seiner bisherigen „Laufbahn“ schwindend gering. „Auch hier versuchen wir nach Kräften zu helfen und den Jugendlichen Kontakte und Anlaufstellen zu vermitteln“, erklärt Manfred Cserni, der natürlich hin und wieder konsequent durchgreifen muss: „Nicht rumstehen, sondern arbeiten!“