Gewerkschaft attackiert den Bürgermeister
Nach den Diskussionen um die Versetzung einer Angestellten wollen Verdi und Personalrat die Stimmung verbessern.
Mettmann. „Die Stimmung unter den Mitarbeitern der Stadtverwaltung ist schlecht“, sagt Personalratsvorsitzender Peter Nachtigall. Vor dem Amtsantritt von Bürgermeister Bernd Günther sei die Atmosphäre im Rathaus besser gewesen. Der Führungsstil des Bürgermeisters und des Ersten Beigeordneten Dietrich Stang sowie eine Arbeitsverdichtung hätten dazu geführt, dass viele Mitarbeiter völlig demotiviert seien, Angst hätten, Fehler zu machen, weil sie mit drastischen Konsequenzen rechneten. Gewerkschaftssekretär Daniel Kolle bezeichnet den Führungsstil des Bürgermeisters als „absolutistisches Herrschaftsgehabe“. Mitarbeiter der Verwaltung sollen ihn sogar als „Mini-Putin“ bezeichnen.
Nach den heftigen Diskussionen um die Versetzung einer Abteilungsleiterin aus dem Bereich „Soziales“ auf den Baubetriebshof hatten Verdi und der Personalrat der Stadtverwaltung am Freitag zu einem Pressegespräch eingeladen. Die Vertrauensleute Riccarda Quack, Thomas Schmitz-Richters und Michael Holstein berichteten, dass die Belastungen der Beschäftigten deutlich zugenommen hätten und sich der psychische Druck auf sie enorm erhöht habe.
Im Dezember des vergangenen Jahres hatte der Personalrat wegen der schlechten Stimmung im Rathaus eine Versammlung durchgeführt, bei der die Mitarbeiter ihre Sorgen los werden konnten. „Sie wünschen sich mehr Verständnis, ein besseres Klima in der Verwaltungsspitze und mehr Verantwortung der Führungskräfte gegenüber den Mitarbeitern“, berichtete Personalratsvorsitzender Nachtigall. Aber auch mehr Achtung und Respekt vor dem Können der Belegschaft sowie einen fairen Umgang fordern die Mitarbeiter von Bürgermeister Günther. Die Arbeit sollte wieder im Mittelpunkt stehen und nicht durch Machtkämpfe im Rathaus behindert werden.
Vor diesem Hintergrund hat der Personalrat dem Verwaltungsvorstand Gespräche angeboten, um die Situation im Rathaus zu verbessern, um wieder zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zu kommen. „Ein erstes Gespräch hat stattgefunden, weitere sollen folgen“, sagt Nachtigall.
Allein eine bessere Zusammenarbeit zwischen Verwaltungsspitze und Personalrat würde sich schon positiv auf die Motivation der Mitarbeiter auswirken, ist Riccarda Quack überzeugt. Doch obwohl die Mitbestimmung der Personalvertretung gesetzlich erweitert worden sei, „wird das auf oberster Ebene immer noch als Einmischung verstanden“, sagte Kolle.
Sollten die Gespräche nicht zu einer Verbesserung des Arbeitsklimas führen, wollen Personalrat und Verdi einen Mediator ins Rathaus holen.
Dass der Umgang zwischen Personalleitung und -vertretung verbesserungwürdig ist, beweist eine Auseinandersetzung, die sich seit zwei Jahren hinzieht. Es geht um die Mehrarbeitsvergütung von rund 28 Feuerwehrleuten im 24-Stundendienst. Nachdem die Wochenstundenzahl gesetzlich von 56 auf 48 Stunden gesenkt wurde, muss die Stadt die geleistet Mehrarbeit rückwirkend vergüten. Aber auch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, wonach auch die Bereitschaftszeit der Feuerwehrleute als Arbeitszeit anerkannt werden muss, könnte der Stadt teuer zu stehen kommen.
Der Personalrat und die Gewerkschaft hätten dem Verwaltungsvorstand zwei Vergleiche angeboten. „Der erste Vorschlag wurde abgelehnt, vom zweiten haben wir nie etwas gehört“, sagt Kolle. Deshalb werde jetzt vor dem Verwaltungsgericht Klage gegen die Stadt eingereicht. Kolle: „So wird dann Geld im Rathaus verbrannt. Wir hatten zuletzt einen Vergleich über 350 000 Euro angeboten. Der Streitwert vor Gericht wird bei rund 1,35 Millionen Euro inklusive Verzugszinsen liegen.“