Gruiten: Das Kostüm ist nicht wichtig
Büttenreden hat Gertrud Goergen schon immer gehalten. Seit 25 Jahre führt sie durch das Programm der kfd-Karnevalsfeier, erzählt Witze und schreibt Skteche.
Gruiten. Ideen sammelt Gertrud Goergen das ganze Jahr über. Begebenheiten aus der Stadt, Neuigkeiten aus der Gemeinde, Witze und Anekdoten notiert sie auf losen Blättern und kleinen Zetteln. Schon oft hat ihr Mann ihr empfohlen, ihre Einfälle doch in einer Kladde zu notieren. "Aber wenn ich in der Küche stehe und mir wieder etwas einfällt, dann schreibe ich es schnell auf einen kleinen Zettel", sagt sie und fügt lächelnd hinzu: "Also bleibt es bei der Zettelwirtschaft."
Seit mehr als 25 Jahren führt Gertrud Goergen durch das Programm der kfd Karnevalsfeier im Pfarrsaal der katholischen Gemeinde von St. Nikolaus. Ein Dauerbrenner im Ort. Jedes Jahr kommen 160 Frauen zu der Feier, jedes Jahr ist die Veranstaltung zwei oder drei Wochen vorher schon ausverkauft. "Es waren viele Frauen, denen wir in diesem Jahr keine Karten geben konnten", bedauert die 68-Jährige.
Immer an Altweiber um 11.11 Uhr beginnt das närrische Treiben im Pfarrsaal und dauert bis in den späten Nachmittag - Mittagessen inklusive. Gute vier Stunden unterhalten die Frauen der kfd ihre Gäste. "Unser Alleinunterhalter kommt da gar nicht so richtig zum Spielen, weil wir so viel Programm machen", sagt Gertrud Goergen.
Und es gibt natürlich nicht nur sie, die dafür zuständig ist. Ältere und jüngere Frauen aus der Gemeinde treffen sich das erste Mal noch vor Beginn der Weihnachtszeit. Im neuen Jahr beginnen dann die Proben für die einzelnen Aufführungen. "Ohne die anderen Frauen geht es nicht."
In diesem Jahr trägt Gertrud Goergen auch wieder einen selbst geschriebenen Sketch bei - geschrieben auf ihrer alten Reiseschreibmaschine. "Warum fand die Neujahrsempfang des Bürgermeisters in diesem Jahr in Gruiten statt?", wird sie in die Runde fragen. Und auch gleich die Antwort geben: " Natürlich weil in diesem Jahr die Wahl stattfindet."
Doch nicht nur das Lokalgeschehen inspiriert die Vorsitzende der kfd Gruiten, die so gar keinen Wert auf ihr Kostüm legt. "Am Sonntag fahren wir zur Sitzung der kfd in Schlebusch", sagt sie. Auch wenn sie froh ist, dort nur Gast sein zu dürfen, wird sie Stift und Zettel mitnehmen, um den ein oder anderen Witz zu notieren. "Gute Witze baue ich ins Programm ein", sagt sie. Deshalb schaue sie sich zum Beispiel auch Karnevalssendungen im Fernsehen an. Aber: "Die Büttenreden werden immer seltener, dafür wird das Showprogramm immer ausgedehnter", sagt sie.
Dabei hat sie selbst immer schon Büttenreden gehalten. Geboren in der Nähe von Köln habe sie als Rheinländerin immer schon ein Faible für den Karneval gehabt. 1959 kam sie nach Haan. Im Krankenhaus, das sich damals noch in dem Gebäude der heutigen Landesfinanzschule befand, machte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester. 1964 heiratete sie ihren Mann Heinz-Dieter und zog nach Gruiten.
"Es war immer etwas los", sagt sie. Sie trat nicht nur in Gruiten, sondern auch in den Nachbarstädten auf. Und wenn es nicht der Karneval war, dann hat sie zum Beispiel eine Laienspielgruppe gegründet und geleitet.
Nur ihren Mann und ihre Tochter konnte sie mit dem Karnevalvirus nicht identifizieren. "Ich helfe natürlich, wenn der Saal geschmückt werden muss, und schaue mir auch mal gerne eine Sitzung im Fernsehen an", sagt Heinz-Dieter Goergen. Viel mehr müsse es aber nicht sein.
Und die Tochter? Die hat vier Kinder, für die Gertrud Goergen natürlich auch oft da ist. Nur nicht in der Karnevalszeit. "Da müssen sie auf mich verzichten."