Haan: Beifall für die Spielverderber

Das Ensemble „Spielwut“ führte am Samstag ein Stück zu Gunsten eines CVJM-Projektes auf.

Haan. Zwei Eigenschaften brauchten die Zuschauer bei der Inszenierung der komischen Tragödie namens "Spielverderber", die das Elternensemble "Spielwut" als Benefizaufführung am Samstagabend im großen Saal des CVJM zeigte: Phantasie und Geduld.

"Die prächtige Kulisse eines großartigen Schlosses und farbenfrohe Paradiesvögel können wir Ihnen leider nicht bieten", schränkte Regisseur Ulrich Maiwald die Erwartungen der Zuschauer ein. "Die Spielverderber", ein eher unbekanntes Theaterstück des vor allem als Kinderbuchautor berühmten Autors Michael Ende, ist inhaltlich leicht zu erzählen.

Zehn Menschen werden zur Testamentseröffnung in ein imposantes Palais geladen. Das Skurrile: keiner kannte den Erblasser, einen ominösen Johannes Philadelphia. Obwohl sehr schnell klar wird, dass die zehn nur dann in den Besitz des erhofften Riesenvermögens kommen, wenn sie nicht als egoistische Einzelkämpfer, sondern als verschworene Gemeinschaft antreten, entwickeln alle Ideen, wie sie die anderen betuppen können, um ihren Anteil am erhofften Erbe zu vergrößern.

Die Inszenierung, die mit einem Minimum an Kulisse und Requisiten auskommt, lässt jeder einzelnen Figur - es treffen Freifrau (Dorothea Schwabe) auf Dienstmädchen (Friederike Dickmans), hysterische Gattin (Frauke Heiden-Ziegert) auf Vorbestraften (Ralf Hunstock), verliebter Teenager (Astrid Gottschalk) auf General (Jörg Krüger) - ausgiebigst Zeit, sich in ihren Deformationen zu entwickeln.

Schnell gilt das Motto "jeder gegen jeden" und Tugenden, verwandtschaftliche Beziehungen, eine sich zart andeutende erste Liebe - all das ist nichts mehr wert. Es geht um kaltes, hartes Bargeld - und das verdirbt bekanntlich die Moral.

Die alte Dienerin Antonia (Doris Hartmann) könnte ebenso wie Notarin Armenius (Stella Jaeckle) das sich andeutende Unheil aufhalten, tut es aber nicht.

Geduldig verfolgen die Zuschauer, darunter Pensionäre in schwarzen Herrenschuhen, Studentinnen und junges Publikum der nächsten Generation, diese Entwicklung in fünf Akten, die, begleitet von den geseufzten und fast geweinten Geräuschen des Zauberpalais, das sich unter diesen charakterlichen Abgründen zunehmend "negativ" verändert, überraschend endet.

Als Belohnung für ihre engagierte Interpretation dieser kritischen Parabel, die man auch als "Commedia Infernale" bezeichnen könnte, wurden Ensemble und Regisseur mit anhaltendem Beifall bedacht.