Haan: Der letzte Missionar geht

Pater Heinrich Schwis tritt am Dienstag in den Ruhestand und zieht nach Hamburg.

Haan. Für Pater Heinrich Schwis (74) beginnt nun eine Zeit des Abschiednehmens. "Ich wäre gern noch geblieben" sagt der Krankenhausseelsorger und Hausgeistliche des St. Josef Krankenhauses, der am Dienstag in den Ruhestand verabschiedet wird. Doch Schwis hat das Ruhestandsalter erreicht. Er wird in eine Pfarrei in Hamburg gehen, um dort Ansprechpartner für die Priester zu sein.

Mit Pater Heinrich Schwis endet eine lange Tradition am Haaner Krankenhaus. "Ich bin der letzte Styler", sagt er und blickt damit zurück auf viele Jahrzehnte Krankenhausseelsorge, die immer von einem Missionar des Styler-Ordens getragen wurde. Heinrich Schwis selbst kam vor zehn Jahren nach Haan, nachdem er 34 Jahre im Kongo gelebt hatte.

"Am Anfang war noch alles fremd. Man kann nur staunen, wie anders man in anderen Ländern lebt", erinnert er sich an die ersten Wochen und Monate im Kongo. Viel Ahnung davon, was ihn in Afrika erwartet, hatte er damals nicht. Seine erste Station war die Hauptstadt Kinshasa, später wechselte er zu Pfarreien im Landesinneren.

Die unbekannte Sprache, die fremde Kultur - all das sei anfangs noch unvertraut gewesen. Aber Pater Schwis wurde mit offenen Armen empfangen. Die Mentalität der Afrikaner hat ihm den Wechsel der Kulturen leichter gemacht. "Die Kirchen waren dort brechend voll. Zu den fünf oder sechs Messen am Tag kamen auch viele Kinder und Jugendliche", erzählt er von seinen Erfahrungen.

Immer wieder war er zwischendurch auch für ein paar Monate in Europa. "Man denkt immer, den Deutschen geht es doch gut. Aber im Krankenhaus sieht man hinter jeder Tür ein anderes Elend", sagt er, und meint damit, dass Kranksein und Sterben im Kongo anders wahrgenommen werden als in Deutschland.

"Im Kongo gibt es viele Arme und Kranke. Das ist dort der normale Zustand", erzählt Heinrich Schwis. In Deutschland habe er hingegen als Krankenhausseelsorger oft Menschen erlebt, die keine Angehörigen haben oder von der Familie allein gelassen werden. Außerdem habe ihm die deutsche Bürokratie oft seine Arbeit schwer gemacht.

Der Umzug nach Deutschland sei ihm damals schwer gefallen, sagt Heinrich Schwis. Aus gesundheitlichen Gründen musste er seine Mission im Kongo beenden und kam nach Haan. "Ich kannte niemanden und hatte nach 34 Jahren im Kongo hier in Deutschland kaum menschliche Kontakte", erinnert er sich.

In Hamburg hat er sich hingegen schon umgeschaut und sitzt bereits auf gepackten Koffern. Seine Entscheidung, in den Styler-Orden einzutreten, hat er übrigens nie bereut. "Ich wollte schon mit 15 Jahren Priester werden", sagt er.

Wer die seelsorgerischen Tätigkeiten von Pater Schwis im Krankenhaus übernimmt, steht noch nicht fest. Ein Styler wird es nicht sein. Es werden auf jeden Fall weiterhin Messen in der Kapelle gelesen.