Haaner Kinder in Not: Wenn das Geld fürs Essen fehlt
Die Caritas will mit einem neuen Projekt dafür sorgen, dass kein Kind in Haan ohne Mahlzeit bleibt. Finanziert wird es über Spenden.
Haan. Nein, kein Kind in Haan soll hungrig im Nebenzimmer des Kindergartens sitzen, während sich seine Freunde das Mittagessen schmecken lassen. Und kein Kind soll zu Hause bleiben müssen und statt einer ausgewogenen Mahlzeit Nudeln ohne Sauce oder Pellkartoffeln essen müssen.
Dabei gibt es Familien in der Stadt, in denen das Geld weder reicht, um ein gesundes Essen auf den Tisch zu bringen, noch um den monatlichen Beitrag für das Mittagessen im Kindergarten bezahlen zu können. Bestes Beispiel für die Armut in Haan sind die 350 Familien, die eine Berechtigungskarte für den Besuch der Haaner Tafel haben.
"Aber es sind nicht nur Hartz-IV-Empfänger, die auf Unterstützung angewiesen sind", sagt Angelika Bachmann-Blumenrath. Die Leiterin des Hauses für Familien am Bandenfeld hat bereits im April dieses Jahres auf das Problem aufmerksam gemacht. In ihrer Einrichtung werden zurzeit vier Kinder finanziell unterstützt, deren Eltern sich die 50 bis 60 Euro im Monat für die Mahlzeit am Mittag nicht leisten können. Darunter auch Selbstständige, die die Alltagskosten ihrer Familie nicht mehr schultern können oder Familien, in denen ein Elternteil arbeitslos geworden ist.
Wenn die Eltern die Verpflegungskosten nicht mehr aufbringen können, will ab sofort der Caritasverband für den Kreis Mettmann helfen. Dessen Mitarbeiter, allen voran Thomas Rasch (Bereichsleiter Integration und Rehabilitation) und Heinrich Beyll (Schuldnerberatung), haben in Absprache mit Haaner Kindergartenleiterinnen und der Stadt das Projekt "Haaner Kinder in Not" ins Leben gerufen, das die Mädchen und Jungen fördern und unterstützen will, deren Eltern das Mittagessen in Kindergarten oder Ganztagsschule nicht (mehr) bezahlen können.
Und nicht nur das: "Die Verschuldung vieler Familien ist erst die Spitze des Eisbergs und ein Kennzeichen für viele andere Probleme", sagt Diplom-Sozialarbeiter Heinrich Beyll und stellt nicht nur eine schliche Überweisung in Aussicht.
Die Familien können im Bedarfsfall das gesamte Netzwerk der Caritas in Anspruch nehmen. Von der allgemeinen Sozialberatung über ein Haushaltsorganisationstraining bis hin zur Schuldnerberatung.
"Wir als Stadt haben für das Projekt keinen Euro in den Haushalt eingestellt", sagt Kämmerin Dagmar Formella. "Ziel ist es, das Projekt mit Spenden zu finanzieren." Die Caritas hat ein Spendenkonto eröffnet, der Kontakt soll über die Kindertagesstätten erfolgen.
"Wir hoffen, dass die Hemmschwelle, sich zu melden, sinkt, wenn das Projekt bekannt wird", sagt Beyll. Denn während am Bandenfeld Familien offen mit der Leiterin über finanzielle Probleme sprechen würden, ist das fehlende Geld in anderen Einrichtungen im Stadtgebiet ein Tabuthema. So sollen auch die Mütter und Väter angesprochen werden, die ihre Beiträge schleppend zahlen, den Zahlungstermin nicht pünktlich einhalten können.