Hinter grauer Fassade schlafen Fledermäuse
Lange haben die Umweltschützer in Gruiten nach dem Quartier der „Zwerge“ gesucht. Jetzt sind sie fündig geworden.
<strong>Haan. "Wir haben 105 gezählt, dann ist es langsam still geworden", berichtet Landschaftswächter Hans-Joachim Friebe von seiner Nacht- und Nebelaktion auf den Spuren von Pipistrellus Pipistrellus - besser bekannt als Zwergfledermaus. Gemeinsam mit seinem Kollegen Volker Hasenfuß hat er sich mit einem kleinen Gerät, das entfernt an einen Weltempfänger erinnert, auf die Suche nach der Fledermauskolonie gemacht, die im Giebel des Nachbarhauses eingezogen ist.
Durch ihre Echolot-Signale werden die nachtaktiven Jäger identifiziert
"Die sind im Echolotverfahren unterwegs", erklärt Friebe die Funktion des Fledermausdetektors. Weil jede Art quasi auf einer anderen Frequenz sendet, war ziemlich schnell klar: Im Haus am Weidenwerth haben etwa 100 Zwergfledermäuse ihr Quartier bezogen.
Schon im vergangenen Jahr war den Friebes der ungewöhnliche Flugverkehr entlang des eigenen Schlafzimmerfensters aufgefallen. Der erste Gedanke sei damals gewesen, dass sich die unter Artenschutz stehenden Nachtschwärmer vielleicht im Kirchturm häuslich eingerichtet haben könnten. Fehlanzeige. "Wir haben sogar die Glocken ausgeleuchtet und nichts gefunden", erinnert sich der Landschaftswächter.
Also wurde es erstmal wieder ruhig um die "Zwerge", wie die daumenlangen Tiere auch genannt werden. Zumal im vergangenen Jahr der große Abendsegler von sich reden machte. Die relativ großen Vertreter ihrer Art hatten zwischenzeitlich in Gruiten Rast gemacht und für Aufsehen gesorgt. Während diese Karawane nur auf der Durchreise war, haben die Zwerge offensichtlich ein Dau- erquartier bezogen.
Dabei haben sie ihren genauen Wohnort lange Zeit verborgen gehalten, bis kürzlich ein aufmerksamer Beobachter auf das nächtliche Treiben im Haus am Weidenwerth stieß. Schließlich verlassen die Säuger, die auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten stehen, erst zu nächtlicher Sperrstunde ihre Behausung. Dann kreisen sie schon mal auf der Suche nach Insekten um die Laternen auf dem Dorfanger.
Noch reichen offenbar das Nahrungsangebot und der Platz im Giebel aus, um den Nachwuchs zu versorgen. Dass sich die possierlichen Tierchen allerdings unentwegt vermehren, kann Friebe sich nicht vorstellen: "Irgendwann wird es einfach zu eng, und die Nahrung wird knapp."
Die 87-jährige Bewohnerin des Hauses am Weidenwerth konnte der Landschaftswart jedenfalls beruhigen. Ihre Untermieter sind pflegeleicht und stellen keine großen Ansprüche. Von nächtlicher Ruhestörung kann keine Rede sein und tagsüber hängen die "Zwerge" mucksmäuschenstill und kopfüber in ihrer Behausung.
"In neu gebauten Häusern gibt es zu wenig Wohnmöglichkeiten für Fledermäuse", bedauert Hans-Joachim Friebe den Wohnraummangel für die kleinen und großen Segler. Die Möglichkeit, in den Giebel so genannte Fledermausziegel" einzubauen, werde zu selten genutzt.