Hochdahl: Noteingang mit Stolperfallen
Ob die Ausweisung von Schutzräumen nur für Jugendliche oder auch für ältere Menschen gilt, ist unklar.
Hochdahl. Wenn es brennt, weisen Notausgänge Wege aus der Gefahr. Noteingänge sollen in allen drei Stadtteilen künftig eine ähnliche Funktion übernehmen. "Wir bieten Schutz in Bedrohungs- und Gewaltsituationen" steht auf einem Aufkleber in insgesamt fünf Sprachen.
Darüber steht in Großschrift "Noteingang", versehen mit dem Piktogramm eines stilisierten Strichmännchens, das in Richtung einer Türe läuft.
"Die Idee ist, dass Kinder und Jugendliche, die zum Beispiel von Gleichaltrigen abgezockt werden, in einen Schutzraum flüchten können", sagt Jugendamtsleiter Uwe Krüger. Dort soll das Opfer zunächst beruhigt werden. Abhängig vom jeweiligen Konflikt rufen die Geschäftsleute anschließend Eltern oder Polizei an.
Krüger: "Wir wollen dieses Modell nicht flächendeckend installieren, sondern solche Noteingänge an neuralgischen Punkten einrichten." Einer dieser Problembereiche sei die Stadthalle, wo es an der Bushaltestelle häufig Zoff zwischen Schülern gebe. "Dort könnte das Elektrofachgeschäft eine Anlaufstelle sein."
Wie groß aber ist die Bereitschaft des Handels überhaupt, sich mit den Problemen anderer zu beschäftigen? Um eine Antwort auf diese Frage zu erhalten, hat das Jugendamt jetzt Geschäftsleute angeschrieben.
Eine Empfängerin dieses Schreibens ist Katja Hansen. Die Goldschmiedin mit Geschäft am Hochdahler Markt wird sich an der Aktion beteiligen.
Als gelernte Kinderkrankenschwester mit Bekenntnis zur Zivilcourage glaubt sie zwar, einem Kind oder Jugendlichen helfen zu können - einen grundsätzlichen Mangel des Projekts hat sie jedoch ausgemacht: "Das Modell sollte auch für ältere Leute gelten", sagt sie.
Das sei doch auch so geplant, meint dazu Erkraths Polizeichef Werner Heidrich. Er erinnert an die Raubüberfälle auf alte Frauen im Bereich der Unterführung zwischen Hochdahler Markt und Sedentaler Straße im Jahr 2007.
Daher sei unstrittig, dass die Noteingänge auch älteren Menschen offen stehen müssten. Das klingt anders als die Darstellung des Jugendamts.
Den Verdacht, die ganze Aktion sei ein Schnellschuss mit mangelnder Abstimmung zwischen Verwaltung und Polizei erhärtet Heidrichs Aussage bezüglich der Anzahl der Noteingänge: "Möglichst viele", sagt er. Zur Erinnerung: "Nicht flächendeckend", meint der Jugendamtsleiter.
Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten: Heidrich und Krüger weisen auf die Notwendigkeit hin, dass Projekt öffentlich bekannt zu machen.
Dazu soll die Jugendschutzbeauftragte an die Schulen gehen, der Polizeichef nimmt Eltern in die Pflicht, mit ihren Kindern zu reden: "Sie müssen ihnen klar machen, dass sie in den Noteingängen Hilfe erhalten", sagt er - und damit von der Regel abweichen, keine Hilfe von Fremden annehmen zu dürfen.