Im Neanderthal Museum geht’s ab Samstag um Fleisch

Für Menschen waren Fleisch und Fisch wichtige Energielieferanten. Eine Schau zeigt die Entwicklung.

Foto: Ralph Matzerath

Mettmann. Irgendwo in den Savannen Afrikas vor mehr als 2,3 Millionen Jahren: Die Vorfahren des heutigen Menschen ernähren sich von Blättern und Früchten, die sie in der Natur vorfinden. Kohlenhydrate, Fette, Proteine, Vitamine und Mineralien — das alles findet der Ur-Mensch zwar in Pflanzen vor. Doch Fleisch und Fisch liefern mit ihrem viel höhrem Anteil an Nährstoffen viel mehr Energie, die vor allem das Gehirn braucht.

Der Ur-Mensch ändert sich, er beginnt, Tiere zu jagen. Die effektivere Kost gilt als Treibstoff für das Gehirn, das rund 20 Prozent unserer täglichen Energie verbraucht. Fleisch gilt als Motor der Evolution. Das Mettmanner Neanderthal Museum widmet dem Thema Fleisch nun eine eigene Ausstellung, die ab heute bis zum 15. März zu sehen ist. Konzipiert wurde sie von den bekannten Experimentalarchäologen Harm Paulsen und Dr. Ulrich Stodiek. Zahlreiche Rekonstruktionen und Modelle verdeutlichen den technischen Erfindungsreichtum der steinzeitlichen Jäger, Fischer und Fallensteller.

Alle ausgestellten Waffen und Geräte sind funktionsfähige und originalgetreue Nachbildungen europäischer Funde von der frühen Altsteinzeit vor etwa 300 000 Jahren bis in die späte Jungsteinzeit vor etwa 4 000 Jahren.

Schon seit frühster Kindheit beschäftigt sich der geborene Lübecker Harm Paulsen mit Archäologie. „Mit 12 habe ich schon an Grabungen teilgenommen“, sagt der heute 70-Jährige. Die Leidenschaft hat ein ganzes Leben gehalten. Paulsen baut mit großem Geschick originalgetreue Waffen der Steinzeitmenschen nach. Die Speere in der Ausstellung sind genau so lang und schwer wie die Originale. Vorbild sind die im Braunkohle-Tagebau gefundenen Schöninger Speere, mit denen die Urmenschen Jagd auf Waldelefanten machten.

Mit den Nachbauten haben Leichtathleten Wurf-Übungen gemacht und sind auf Weiten von bis zu 70 Meter gekommen. Unsere Vorfahren haben sie aber wahrscheinlich auf wesentlich kürzeren Distanzen eingesetzt. Mit viel Geschick und Einfühlungsvermögen hat Paulsen aber auch Fallen nachgebaut, die die Urmenschen benutzt haben. Teilweise kann man die in der Ausstellung selbst ausprobieren. Paulsen baut auch Bögen nach, mit denen die Neandertaler auf Tiere geschossen haben. Sehr eindrucksvoll stellt er in einem Video unter Beweis, dass der Pfeil nicht immer spitz sein muss. Mit einer Art urzeitlichen „Dum-Dum“ Geschoss hat er es geschafft, eine Holz-Spanplatte von 1,6 Zentimeter Dicke zu durchschlagen.

„Damit haben die Menschen früher auf Füchse oder Enten geschossen“, sagt Ulrich Stodiek. Die Tiere waren sofort tot, das Geschoss habe eine hohe Zerstörungskraft. Früher dachten Forscher, diese Pfeile dienten allenfalls zur Betäubung.