Jugendliche befassen sich auf der Bühne mit Kriminalität
„Gratwanderung“ wird morgen in der Neandertalhalle aufgeführt.
Mettmann. Jugendliche verfolgen unterschiedliche Lebenswege, testen Grenzen aus und befinden sich dabei oftmals auf gefährlichen Gratwanderungen. Da sie dabei auch Gefahr laufen, in ernstere Schwierigkeiten zu geraten, hat die ambulante Jugendhilfe der Awo in Zusammenarbeit mit dem Verein Neue Wege das theaterpädagogische Jugendschutzprojekt „Gratwanderung“ entwickelt, dessen Premiere morgen, 15. März, um 19 Uhr stattfindet.
Hans Duncker, Awo
Ziel ist es, die Jugendlichen zu einer Reflexion ihrer Entscheidungen anzuregen. Sie sollen in der Lage sein, Gefährdungen ihrer selbst, aber auch anderer Menschen, zu erkennen. „Die Jugendlichen sollen lernen, sich selbst zu verstehen, und wir wollen ihre Beweggründe auch besser nachvollziehen können“, erklärt Hans Duncker, Bereichsleiter der ambulanten Jugendhilfe der Awo im Kreis Mettmann.
Besonderes Merkmal des Projektes ist, dass es als interaktives Theaterstück konzipiert ist. Sechs Schüler vom Konrad-Heresbach-Gymnasium und der Gesamtschule Heiligenhaus stellen die Ursachen, den Verlauf und die Folgen von Jugendkriminalität dar. Für die jungen Schauspieler wurde jeweils eine individuelle Rollenbiografie erstellt, die Dialoge und die genau Ausführung wurden jedoch von den 16- bis 18-Jährigen eigenständig entwickelt. „Die Schüler sind hochmotiviert, zuverlässig und engagiert. Sie proben seit einem halben Jahr mindestens einmal die Woche für mehrere Stunden“, so Silvia Böhm, Vorsitzende des Vereins Neue Wege.
Im Anschluss an das circa 70-minütige Stück können die Besucher über die Vorführung diskutieren. Die interaktive Komponente erlaubt es den Zuschauern, Vorschläge zu alternativen Handlungsmöglichkeiten der Charaktere zu machen, in die jeweilige Rolle zu schlüpfen und das neue Verhalten auf der Bühne nachzuspielen.
Auftakt und Anstoß für das vom Landschaftsverband Rheinland geförderte Projekt war vor einem Jahr ein kleines Theaterstück zum Thema Täter-Opfer-Ausgleich, das „allen Anwesenden unter die Haut ging“, sagt Silvia Böhm. Die Premiere des Stückes in der Neandertalhalle soll neben ihrem eigentlichen Ziel auch als Werbemaßnahme dienen, um andere Schulen darauf aufmerksam zu machen.
Gebucht werden kann das interaktive Theaterstück von weiterführenden Schulen, Jugendzentren und -projekten. Ein größerer Raum ist für die Aufführung ausreichend. Da sich das Projekt nur durch Spenden finanziert, ist die Zahlung eines Entgelts für die Buchung erforderlich, damit eine langfristige Weiterführung des Projekts möglich ist. Dies ist auch Richard Starck, Vorstandsmitglied des Vereins und der Jugendgerichtshilfe Wülfrath, besonders wichtig: „Wir wollen sowohl auf der Seite derjenigen, die ein Delikt begangen haben, als auch mit präventiven Maßnahmen tätig sein“.