Erkrath Wird die Kirche Heilig Geist zum Denkmal?
Erkrath. · Die Betonkirche an der Brechtstraße hat gute Chancen, unter Denkmalschutz gestellt zu werden.
Man kann die Betonkirchen aus den 60er Jahren lieben oder hassen, nur ignorieren kann man sie nicht. Dafür sind sie einfach zu auffällig. Das gilt auch für die katholische Kirche Heilig Geist in Sandheide, deren markant verschachtelter Turm unweigerlich die Blicke auf sich zieht.
Das Ensemble mit Kindergarten, Wohnungen und platanenbeschirmtem „Dorfplatz“ an der Brechtstraße wurde 1969 nach Entwürfen des für skulpturale Bauten aus Beton bekannten Architekten Gottfried Böhm erbaut. Er hat auch den berühmten Mariendom in Velbert-Neviges entworfen, der als ein Musterbeispiel für Sakralbauten im Stil des in den Jahren 1967 bis 1969 angesagten Brutalismus gilt.
Der Begriff, abgeleitet von dem französischen Ausdruck „béton brut“ für „roher Beton“, beschreibt den bevorzugten Werkstoff der Zeit und nicht etwa eine wuchtige Bauweise, wie manchmal vermutet wird. Eine solche Beschreibung würde auf Heilig Geist auch gar nicht zutreffen. Trotz des martialisch anmutenden Materials wirkt sie mit ihren Verschachtelungen und der aufwändigen, grün gestrichenen Stahlkonstruktion, die den Innenraum dominiert, luftig und verspielt.
Der Kirchengemeinde ist die
Betonkirche ans Herz gewachsen
Der Gemeinde ist sie jedenfalls ans Herz gewachsen, berichtet Pfarrer Christoph Biskupek. Aktuell stehen kostenträchtige Sanierungen an, Dach und Fenster sind überholungsbedürftig. „Wir heizen uns zu Tode und brauchen Doppelverglasung, um Energie sparen zu können“, erläutert Biskupek. Würde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt, kämen auf die Gemeinde noch größere Investitionen zu. Aber der Schutz wäre „gut fürs Ensemble“, unterstreicht der Pfarrer.
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn nach einem Ortstermin von Stadt, Denkmalschutzbehörde und dem Landschaftsverband Rheinland sei die „perfekt erhaltene“ Kirche als würdige Kandidatin für Denkmalschutz bewertet worden, erklärte Stadtsprecher Thomas Laxa. Entschieden sei aber noch nichts. Das Rheinische Amt für Denkmalpflege erarbeitet gerade ein Gutachten und lässt sich dabei nicht in die Karten schauen. Pfarrer Christoph Biskupek ist dennoch optimistisch: „Bei Denkmalschützern gibt es momentan den Trend, auch Gebäude aus den 50er und 60erJahren für erhaltenswert zu erklären. Diese Bauten kommen jetzt in die Jahre. Aus Kostengründen besteht die Gefahr, dass sie eher abgerissen als saniert werden. Genau das soll der Denkmalschutz verhindern.“
An Abriss denkt in Sandheide bislang niemand, dort wird weiterhin in Beton gebetet, rund um den Altar und mit weit geöffneten Vorhängen vor bodentiefen Fenstern. Nur „für ganz sensible Bratschen“, sagt Pfarrer Biskupek, würden bei Konzerten schon mal die Vorhänge geschlossen. Sonst gelte auch weiterhin das Prinzip „offenes Haus“ in der Kirche Heilig Geist in Sandheide.