Mettmann Mettmann stellt sich gegen Rechts

Mettmann. · Sonntagvormittag haben ungefähr 300 Mettmanner ein deutliches Zeichen gegen Rechts gesetzt. Sie hielten vor der Stadthalle eine Mahnwache ab, während dort die AfD tagte.

Heribert Klein (SPD) war Initiator der Mahnwache.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Rund 300 Teilnehmer haben am Sonntagvormittag in Mettmann erneut ein Zeichen gegen Rechts gesetzt. Sie hielten vor dem Eingang der Stadthalle eine Mahnwache ab, während in der Halle eine Veranstaltung der AfD lief. Aufgerufen hatten zur Mahnwache, die aufgrund des Totensonntags ruhig und ohne Ansprachen ablaufen sollte, Vertreter der Ratsfraktionen und Ortsverbände der Parteien, das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage sowie die Aktion „Fridays for Future“. Wie Sven Kraemer, Leiter der Polizeiwache in Mettmann, berichtet, habe es keine Zwischenfälle gegeben. „Wir sind da sehr zufrieden“, sagte er. Gewaltbereite Gruppen seien der Demonstration fern geblieben. Mit-Organisator Heribert Klein (SPD) sprach später von einer Rangelei, provoziert durch einen Teilnehmer der Tagung, die aber ohne weitere Folgen schnell wieder geendet habe.

Aufgrund des Totensonntags
gab es keine Demo-Ansprachen

Kathleen Meerkamp (22) und ihr Vater Gottfried (61), beide aus Mettmann, zeigten Gesicht gegen Rechts – zwei von geschätzten 300.

Foto: Rheinische Post/Alexandra Rüttgen

Auslöser der Aktion war eine von der AfD offenbar ordnungsgemäß angemeldete Kreissprecher-Konferenz, die diese so zwei mal im Jahr abhält. Das berichtete der AfD-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Lucassen. Diese nicht öffentliche Veranstaltung diene unter anderem der Vorbereitung auf die Kommunalwahlen 2020. So war denn auch an eine Leinwand das Motto der Tagung projiziert: „Nimm die Zukunft Deiner Gemeinde selbst in die Hand!“ Rund 80 Teilnehmer wurden erwartet; wer kam, wurde von den Demonstranten auf dem Weg zur Stadthalle von Buh-Rufen und Pfiffen von Trillerpfeifen begleitet.

Ute Stöcker (CDU, l.) und Andrea Rottmann (SPD).

Foto: Rheinische Post/Alexandra Rüttgen

Warum gerade Mettmann als Tagungsort? „Das Thema sind einfach die Hallen“, erläuterte Lucassen und führte weiter aus: „Hier haben wir Gott sei Dank einen Vermieter, der an die AfD wie an alle anderen demokratischen Parteien auch vermietet und von seinen Regularien her ein normales Demokratieverständnis hat.“ Genau dafür aber stehen Stadtverwaltung und Bürgermeister in der Kritik: Sie hätten die Vermietung der Stadthalle verhindern müssen, hieß es während der Veranstaltung. Und auch, dass Bürgermeister Thomas Dinkelmann über die Veranstaltung im Vorfeld erneut nicht informiert habe und an der Mahnwache gemäß seiner Ankündigung auch nicht teilnahm, wurde ebenfalls kritisiert. Anwesend waren hingegen Menschen jeden Alters, vom Kleinkind bis zur „Oma gegen Rechts“, die in Mettmann nun 20 Mitglieder – darunter auch einen Opa – haben. „Ich mache mit, damit später die Enkel nicht fragen: Warum habt ihr nichts gemacht?“, sagt Siegfried Amelang (76). „Unsere Enkel waren in Berlin auf einer Fridays-for-Future-Demo, da darf man nicht hinten anstehen“, fügte er schmunzelnd hinzu. Zur Enkel-Generation gehörte hingegen Kathleen Meerkamp (22), die mit ihrem Vater Gottfried (61) zur Demo gekommen war. Kathleen ist aktiv bei Greenpeace und studiert im Bachelor-Studiengang „Nachhaltige Entwicklung“. Sie komme vor allem wegen des Klimawandels, den die AfD leugne, betonte sie.

Kamen aus Wülfrath: Stephan und Jürgen Merrath (FDP).

Foto: Rheinische Post/Alexandra Rüttgen

Die Leugnung des Klimawandels war auch der Beweggrund der Jugendlichen, die zur Fridays-for-Future-Bewegung gehören. Sie bekannten Farbe durch zahlreiche Banner, Plakate und Fahnen – und schlossen der stillen Mahnwache, die Heribert Klein gegen 11.20 Uhr für beendet erklärte, eine bei der Polizei angemeldete Spontan-Demo an. Redner Jannik Berbalk erinnerte daran, dass der AfD-Politiker Björn Höcke das Holocaust-Mahnmal in Berlin als „Denkmal der Schande“ bezeichnet habe. Er rief ins Megafon: „Solche Menschen kann ich nicht leise akzeptieren! Für die Toten müssen wir laut sein!“ Es schlossen sich Sprechchöre wie „Nationalismus raus aus den Köpfen“ und „Schickt die Nazis auf den Mond, weil da oben keiner wohnt“ an. Um 12 Uhr endete auch diese Kundgebung.

(arue)