Klettersport Kletterkinder toben sich in der Bergstation aus
Hilden. · In der Hildener Bergstation lernen schon Vierjährige das Bouldern und Seilklettern.
Jette braucht nur etwa fünf Minuten, dann hat sie die Außenfassade der Bergstation am Hildener Bahnhof erklommen. Und das mit elf Jahren. Ist das nicht gefährlich? Nein, wirklich nicht. Die Autorin dieser Zeilen klettert seit mehr als acht Jahren und trainiert seit anderthalb Jahren Mädchen und Jungen ab vier Jahren. „Manche Eltern bleiben bei dem ersten Training ihrer Kinder noch dabei“, erzählt Justin Bohn, Geschäftsführer der Kletterhalle Bergstation. Dies sei aber auch verständlich. Denn viele waren vorher noch nie klettern und wollten sehen, ob das denn auch wirklich sicher sei. Die Antwort lautet „Ja!“.
Das Sichern mit dem
„GriGri“ ist äußerst wichtig
In den 16 angebotenen Kindergruppen lernen die Jungen und Mädchen das Sichern mit dem „GriGri“. Dies ist ein Halbautomat, der automatisch blockiert, wenn Gewicht am Seil hängt. Zudem achten die Trainer vor allem zu Beginn des Lernprozesses auf eine korrekte Ausführung. Und die Kinder beginnen zunächst in einer sogenannten „Dreier-Seilschaft“. Dabei gibt es neben dem Kletterer und dem Sicherer noch einen „Hintersicherer“. Er steht neben dem Sicherer, hält das Seil ebenfalls fest und kann im Notfall eingreifen. „Klettern kann man ja quasi von Geburt an“, erklärt Bohn. Die Kinder trainieren ab vier Jahren regelmäßig einmal die Woche. Dafür brauchen die Kinder keine bestimmten Voraussetzungen mitzubringen, außer natürlich Lust aufs Klettern. Und wenn sie ein paar mal da oben an der Wand gehangen haben, schwindet die Höhenangst und der Spaß übernimmt.
„Inzwischen schaffe ich auch die schwierigeren Boulder, an denen die Erwachsenen teilweise rumknobeln“, erzählt die elfjährige Jette stolz. Bouldern bezeichnet das Klettern auf einer Höhe bis 4,50 Meter ohne Seil, gesichert durch eine Weichbodenmatte. Jette klettert seit etwa zweieinhalb Jahren. Die Gemeinschaft im Kurs und die Trainer hätten sie sehr dazu motiviert, weiterzumachen. Für Thea und Leyla (beide elf) sei es besonders toll, wenn sie von ganz oben heruntergelassen werden. „Dabei fühlt man sich frei, als könnte man fliegen“, sagt Thea. Nach einigen Trainingseinheiten hat sich Leyla auch getraut, an der überhängenden Wand zu klettern. Es erfordert eine gute Körperspannung und Kraft in den Armen, da diese das gesamte Körpergewicht halten müssen. Klettern ist sehr abwechslungsreich. Keine Route ist wie die andere. Steigern kann man sich durch verschiedene Schwierigkeitsgrade sowohl bei den Routen (mit Seil) als auch bei den Bouldern (ohne Seil). „Man kann sich frei austoben und seine Kraft auslassen, wenn man klettert“. fasziniert Aaron (14) und Julius (12).
Lea (12) gibt das Klettern eine „bessere Balance“. Durch das Training könne sie sich „besser strecken“. Diese beiden Eigenschaften entscheiden darüber, ob der Kletterer den nächsten Griff erreicht oder nicht. Wichtig sind auch eine gute Hand-Fuß-Koordination und Kraft in Armen und Beinen. Viele glauben, dass reine Kraft in den Armen ausreicht, um ein guter Kletterer zu werden. Das ist ein Irrtum. Denn ohne eine gute „Griffkraft“ und die Technik, wie man Körper und Füße geschickt einsetzen kann, läuft da nichts. Klettern ist eine Ganzkörper-Sportart. Sie erfordert die verschiedensten Bewegungen. Mal müssen die Sportler langsam und statisch, mal dynamisch mit weiten Sprüngen klettern. Auch die Griffe bieten eine große Vielfalt. Von kleinen, die praktisch mit der Wand verschmelzen, bis zu so großen Griffen, auf die man sich setzen könnte, ist alles dabei. Die Bergstation schraubt regelmäßig neue Boulder und Routen und stellt den Kletterern somit ständig neue Herausforderungen. Das Sportklettern ist eine Trendsportart, die sich über die letzten Jahre stark erweitert hat, jedes Jahr werden neue Kletterhallen gebaut. Im nächsten Jahr wird Klettern erstmals olympische Disziplin sein. Dort starten die Sportler im Modus „olympische Kombination“ in drei Disziplinen. Die Wertung ergibt sich durch Bouldern, Seilklettern und Speed. Hierbei geht es darum eine genormte Route möglichst schnell hochzuklettern.