Schule im Kreis Mettmann Kreis Mettmann muss 2200 weitere Kinder in Schulen unterbringen

Mettmann · Momentan registriert der Kreis Mettmann drei Mal so viele Seiteneinsteiger in Schule wie vor dem Ukraine-Krieg.

Armin Römer leitet das Integrationszentrum des Kreises.

Armin Römer leitet das Integrationszentrum des Kreises.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(grue) In Deutschland gilt die Schulpflicht. Jedes Jahr wird vom Land NRW deshalb die Schulbedarfsplanung aufgestellt, um den Schulbesuch der Kinder zu regeln. Wenn dann jedoch – wie durch den Krieg in der Ukraine – plötzlich viel mehr Kinder Anspruch auf einen Schulplatz haben, stellt dies die zuständigen Stellen vor eine große Herausforderung. „Im ersten Halbjahr hatten wir in NRW 85 000 zugewanderte Kinder, die neben der Schulbedarfsplanung untergebracht werden mussten“, sagt Armin Römer, Leiter der Kreisintegrationsstelle Mettmann. „Davon stammen 38 000 aus der Ukraine.“

Für den Kreis Mettmann bedeutete dies, dass 2200 Kinder mehr einen Schulplatz brauchten, davon waren 890 aus der Ukraine. „Innerhalb der letzten Monate kamen vor allem Menschen aus der Ukraine, aus Afghanistan, Irak und Iran“, zählt Armin Römer auf, „aber auch aus Bulgarien und dem Kosovo.“ Eins haben alle gemeinsam: sie brauchen einen sprachgeförderten Schulplatz für ihre Kinder. „Wir unterscheiden nicht, aus welchem Land die Kinder kommen“, betont Schulrätin Heike Meis. Im Idealfall werden Eltern und ihre Kinder umfassend beraten, welche Schulform und welche Schule für das Kind passt. Dabei gilt es, unterschiedliche Kriterien zu beachten. Welche Sprache/n spricht das Kind, welche Schulform hat es bisher besucht. „Fluchterfahrung und Fluchtdauer spielen eine große Rolle“, so Meis. Es gibt Kinder, die noch gar nicht schreiben können, viele müssen zur neuen Sprache auch ein neues Alphabet lernen.

So sollte jedes Kind individuell betrachtet und eingestuft werden. Doch das ist längst nicht mehr möglich. „Normalerweise haben wir in der Seiteneinsteigerberatung 200 Kinder“, erzählt Armin Römer, „aktuell sind es 520.“ Das sind fast dreimal so viele Beratungen. „Durch die hohen Flüchtlingszahlen können wir die Beratung kaum noch angemessen durchführen“, sagt Meis. Teilweise mussten Gruppen in Schulaulen beraten werden. „Wir befinden uns in einem Krisenjahr“, sagt Römer. Die Schulen bräuchten zusätzliches Fachpersonal, um die integrativen Schulklassen und den sprachgeförderten Unterricht meistern zu können. Trotzdem sei die Bereitschaft der Schulen im Kreis sehr hoch, schnelle Lösungen zu finden. Die Integrationsstelle versucht, die Schulen mit Materialien und Beratung zu unterstützen. „Was die Seiteneinsteiger betrifft, fragen wir die Bedarfe der Lehrkräfte ab und sehen, was wir tun können, um zu unterstützen“, so Römer. Was von Vorteil ist, sind die vielen außerschulischen Unterstützer, wie Vereine und Einrichtungen, die sich 2015/16 gebildet haben. „Die bestehen noch und wir arbeiten mit ihnen zusammen“, erklärt Römer. Auch die Schulen können auf die Erfahrungen aus dieser Zeit zurückgreifen. Um die Bildungs- und Teilhabechancen von zugewanderten Kindern in Zukunft zu verbessern, setzt Armin Römer vor allem auf das kommunale Integrationsmanagement.

 Schulrätin Heike Meis: „Fluchterfahrung und -dauer spielen eine Rolle.“

Schulrätin Heike Meis: „Fluchterfahrung und -dauer spielen eine Rolle.“

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Schulplatzanfragen können dienstags und donnerstags von 9 bis 11 Uhr telefonisch (02104 992198) oder per Mail an
seiteneinsteigerberatung@kreis-mettmann.de gestellt werden. Dazu braucht es folgende Angaben: vollständiger Name, genaues Geburtsdatum, aktuelle Wohnanschrift, Herkunftsland und Familiensprache/n des schulpflichtigen Kindes. Der Kreis Mettmann stellt eine Schulbegleitbroschüre in verschiedenen Sprachen bereit: