Krimi-Lesung: Mordsspaß in der Gärtnerei
80 Besucher erleben eine perfekt inszenierte kriminalistische Romanvorstellung.
Mettmann. Der Abend war ganz nach dem Geschmack der Gäste: Zur Begrüßung gab es einen Fliegenpilz, in der Pause zwar keinen wie im „Kriminaltango“ besungenen Manhattan. Dafür aber Bier und Wein und Blutrausch (Bowle) sowie vor allem von Scherenschleifer Hans Kersjes messerscharf aufbereitete Klingen. Man weiß ja nie, wie zäh das Fleisch ist, dass mit dem Küchenmesser tranchiert werden muss.
„Der Mörder ist immer der Gärtner“, lautete die Überschrift zur von der Gärtnerei Filu präsentierten Krimi-Lesung. „Das war viel Arbeit im Vorfeld“, erklärte Mitorganisatorin Heike Lauterbach von der gleichnamigen Lesewelt in Metzkausen. Um nämlich das Material, das letztlich von ihr und dem Ko-Vortragenden Myk Jung vorgelesen wurde, auszuwählen, musste sie „alles geben und lesen, lesen, lesen. Das war echt heftig.“
Die intensive Vorbereitung im mörderischen Genre hatte sich offensichtlich gelohnt. Mit Geräuschen der Glückseligkeit, gemeint sind mitgehende Lacher und befürwortende „ohs“ sowie natürlich Beifall, lauschten die gut 80 Besucher Kurzgeschichten wie „Unter Palmen“ oder „Der Ausflug“, die sich letztlich immer um dasselbe drehten: dem Ausmerzen oder Eliminieren einer unliebsamen Person.
Genüsslich lauschend erfuhren die Zuhörer auf ihren Plätzen in und vor der Gärtnerei, dass die ansonsten so anmutig wirkende Christrose regelrechtes Potenzial hat. Sie enthält nämlich viel Böses und ergibt zusammen mit Fingerhut und Nieswurz einen hässlichen, weil tödlichen Cocktail.
Und auch unter dem lieblichsten Grün mit all seinen hellen Schattierungen können sich sehr dunkle Geheimnisse verbergen. Musikalisch begleitet wurden die mörderischen Fantasien von Odetta. Die freundlich wirkende Base hatte ihre mörderischen Primeln dabei.
Gemeinsam besang das Quartett, deren polizeiliche Klarnamen Odetta Vrba, Wolfgang Haas, Olaf Seering und Charly van Endert lauten, nicht nur besagten „Kriminaltango“. Brechts „Mackie Messer“ und Reinhard Meys „Der Mörder ist immer der Gärtner“ wurden ebenso zur Freude des Publikums intoniert.
Übrigens wetzte der Scherenschleifer nicht nur die Messer. Er gab Anleitungen und Pflegetipps. „Das gute Messer hat in der Spülmaschine nichts verloren“, lautet Regel Nummer eins. Zur Reinigung nimmt man das mit etwas Spüli benetzte Tuch und handwarmes Wasser und zieht anschließend mit einem sauberen Baumwolltuch über den Stahl — fertig! Und wer seine Klinge nicht vom Fachmann, sondern selber schärfen will, zieht die zu schärfende Klinge in Schneiderichtung am Stahl vorbei.
„Bei vernünftigem Umgang hält dann ein solches Qualitätsprodukt ein Leben lang“, resümierte Hans Kersjes. Und so ist man letztlich auch für alle Eventualitäten und unerwarteten Einsatzmöglichkeiten gewappnet. Wie im Krimi.