Lesereise in den Nahen Osten
Hajo Buch präsentierte das jüngste Werk der Mettmanner Autorin Edda Pulst.
Mettmann. Wenn eine Wirtschaftsinformatikerin aus Mettmann per Jeep, mit dem Bus oder mit Beduinen auf Kamelen durch die arabische Welt reist und hinterher darüber berichtet, dann darf man schon Außergewöhnliches erwarten. Herausgekommen ist ein Buch, das mit den Worten der Autorin „Kein Fachbuch, aber auch kein Reisebuch ist, sondern irgendwie eine Mischung aus allem, ein Bericht darüber, was derzeit in diesen Ländern passiert.“
„Arabische Notizen“ heißt das neue Werk der Mettmannerin Edda Pulst, das jetzt in der Bücherei Schlüter vorgestellt und in Auszügen von Hajo Buch, dem ehemaligen Direktor des Heinrich-Heine-Gymnasiums, vorgelesen wurde. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man ein neues Werk in der Stadt, aus der man kommt, vorstellen kann“, sagt Autorin Edda Pulst.
Von Kairo über Libyen, den Libanon, den Sinai und die Länder des Nahen Ostens nimmt die Autorin ihre Leser mit in ein Gebiet, das derzeit ständig die Schlagzeilen der Welt beherrscht. Und sie trifft Menschen, die vor allem in Aufbruchstimmung sind. „60 Prozent der Bevölkerung dort ist unter 30 Jahre alt“, sagt Edda Pulst. „Die sind lebendig, die sind dynamisch — und die freuen sich, wenn ich als Lehrerin zu ihnen komme. Was unter anderem übrigens auch mit ein Grund ist, warum ich diesen Job so gerne mache.“
Zwischen Tradition und Moderne spürt sie die Menschen auf, von den stets bewachten Botschaftsgebäuden bis zu den Elendsvierteln, von Luxuslimousinen bis zu den Eselskarren. „Das wahre Arabien wird man nur kennenlernen, wenn man nah herangeht“, sagt sie.
Und die Gefahr? „Natürlich: Man sollte große Menschenmengen möglichst vermeiden. Aber auch, wenn man sich in den Elendsvierteln verläuft, muss man nicht gleich um sein Leben fürchten.“ Nur einen Kompass sollte man dabei haben.
Mit Sorge blickt Edda Pulst dagegen auf Syrien: „Damaskus ist der Inbegriff einer orientalischen Stadt, ein Sinnbild Arabiens. Ich bin sehr erschüttert, dass wir dort derzeit nicht mehr hinreisen können.“ Der Kontakt zu den syrischen Kollegen ist abgebrochen. „Ab und zu gibt es mal ein Zeichen von einem Studenten. Aber auch das wird überwacht.“ Ganz sorglos könne man also nach wie vor nicht in den Nahen Osten blicken.
Und wie steht ihre Familie zu der Gefahr, in die sich Edda Pulst durch ihre Reisen begibt? „Mein Lebensgefährte Teja Finkbeiner begleitet mich meistens. Und meine Eltern haben es inzwischen akzeptiert.“
Und was sagt sie der Welt, die besorgt auf die Vorgänge in Libyen und anderen arabischen Ländern schaut? „Wir sollten uns ein wenig arabische Gelassenheit angewöhnen. Die Umwälzungen dort sind so enorm — das geht nicht von heute auf morgen. Jahrhundertealte Geschichten finden dort gerade ihre Fortsetzung. In diesen Ländern hängt alles mit allem zusammen. Aber die Bevölkerung ist jung und voller Energie — die werden das schon machen.“