Mettmann 1865: Geld von der Industrie fürs leere Stadtsäckel
Schon vor 150 Jahren klagte Mettmann über Geldnot. Für den Bau des Armenhauses musste die Stadt tief in die Tasche greifen.
Mettmann. Mettmann ist pleite. Wer glaubt, dass das etwas gänzlich Neues ist und früher alles anders war, wird sich eines Besseren belehren lassen müssen. Schon vor 150 Jahren gab es städtische Geldnot zu beklagen.
Es war im Frühjahr 1865, als ein Aufschrei durchs Städtchen ging: „Die Stadtkasse ist leer. Wir brauchen dringend Geld.“ Das Tafelsilber verscherbeln? Allzu viel gab es damals offenbar nicht. Und mal eben bei der Bank einen Kredit aufnehmen?
Auch das war nicht möglich. Es war also eine unangenehme Aufgabe, mit der sich Bürgermeister von Rosenthal und die Stadtverordnetenversammlung zu befassen hatten.
Wer hat genug Geld auf der hohen Kante, um das Stadtsäckel zu füllen? Am ehesten wohl die heimische Industrie, weshalb man bei Neviandt und Pfleiderer anklopfte. 2000 Taler, rückzahlbar von den ersten Einnahmen mit vier Prozent Zinsen: So lautete der Vertrag, den der Bürgermeister schließlich zur Unterschrift vorgelegt bekam.
Gott sei Dank kamen bald wieder bessere Zeiten, so dass man wieder über Investitionen nachdenken konnte. Die Anschaffung von 15 Straßenlaternen war offenbar keine große Sache und deshalb schnell abgesegnet.
Schwieriger wurde es beim geplanten Neubau des Armenhauses, für den die Stadt tief in die Taschen greifen musste. Immerhin gab es einen Armen-Etat, den niemand in Frage stellte. Und dennoch wurden offenbar schon damals die schwierigen Entscheidungen gerne vertagt.
Bei der Debatte um Reparaturarbeiten an der Kleinen Mühlenstraße machten die Ratherren kurzen Prozess: Das sei Angelegenheit der Anwohner, die deshalb auch selbst Geld in die Hand nehmen müssten. Aber auch Kronprinzen hatten keine Chance. An der Stiftung seiner Königlichen Hoheit Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, die sich für die Hinterbliebenen von Kriegsopfern einsetzte, konnte und wollte man sich nicht beteiligen.
Derweilen hatte man über den Antrag des Bürgermeisters zu beraten, der gern jeden Monat ein paar Taler mehr in seinem Geldbeutel gehabt hätte. Selbstverständlich gab es dafür genug Gründe.
Dabei schlug vor allem die zunehmende Arbeit zu Buche. 3851 statt der geplanten 3400 Dienstsachen pro Jahr: Das konnte der gute Mann unmöglich ohne einen zusätzlichen Bürogehilfen schaffen.
Die Ratsherren zahlten und schwiegen. Um das Gewissen zu beruhigen, gab’s dann auch noch eine Gaslaterne für den Schellenberg und die Mühlenstraße. 13 828 Taler, 25 Silbergroschen und 10 Pfennige: Mit diesen Gesamtkosten für die „Gemeinbedürfniße“ schloss man im besagten Jahr 1865 schließlich die Bücher.