Mettmann „Essbare Stadt“ rückt näher
Mettmann. · Das Bürgerforum hatte vor Jahren versucht, das Projekt „Essbare Stadt“ zu verwirklichen. Der jetzt gestellte Antrag der Grünen zum gleichen Projekt ist im Haupt- und Finanzausschuss in den zuständigen Fachausschuss verwiesen worden.
Wer Krisen als Chance versteht, sieht jetzt den idealen Zeitpunkt, eine nachhaltige und umweltschonende Gesellschaft aufzubauen. Zur Idee des Klimaschutzes gehört für Nils Lessing, Sprecher und Bürgermeisterkandidat der Grünen, als Teilaspekt die „Essbare Stadt“. Kulinarisch nutzbar werden im öffentlichen Raum Kräuter, Gemüse, vielleicht sogar Obst. Ressourcen der Nahumgebung werden so genutzt und optisch ist das Ganze auch schön. Durchs Säen oder Pflanzen und das spätere Suchen und Ernten kann jedermann partizipieren.
Im Haupt und Finanzausschuss, der jetzt tagte, wurde einstimmig beschlossen, das vorgelegte Konzept in den zuständigen Fachausschuss zu leiten. „Mit einer kleinen Modifikation hat das Konzept eine große Mehrheit gefunden“, freut sich Nils Lessing. Parallel zum Planungsausschuss ist nun die Verwaltung beauftragt, eine Liste mit möglichen Orten der essbaren Stadt zu erstellen. „Wir wollen keinen essbaren Außenbereich, sondern eine essbare Stadt“, betont er.
„Eine wunderbare Idee, die wir akribisch ausgearbeitet hatten“, erinnert sich Ilona Bungert-Dellit an das Konzept – einst vom Bürgerforum initiiert. Über etwa zwölf Monate hatten sie und die Mitstreiter des damaligen Bürgerforums das zarte Pflänzchen gehegt und gepflegt. „Wir hatten ein fertiges Konzept erarbeitet und die Parteien um Unterstützung gebeten.“ Aus der Verwaltung waren Mitarbeiter wie Kurt Werner Geschorec angetan, letztlich sei aber alles an der Politik gescheitert. Nicht wegen der Grünen, die waren mit im Boot, wie Bungert-Dellit sagt. „2016 haben wir das Konzept zur ‚Essbaren Stadt’ dann endgültig begraben.“
Ein Streitpunkt unter vielen war der Standort. Die sogenannte Chinesische Treppe stand schon damals als Anbaufläche für Obst zur Diskussion. „Mit Geschäften in der Umgebung hatten wir darüber gesprochen, wie sie uns bei der Bewässerung unterstützen“, erinnert sich die Ex-Vorsitzende des Bürgerforums.
Mit der Idee sollte auch das
Wir-Gefühl gestärkt werden
„Damals war die Stimmung in der Stadt nicht gerade gut. Mit der Idee wollten wir auch das Wir-Gefühl stärken“, generationsübergreifend, und einen Übergang von der damals neuen Königshof Galerie zum alten Mettmann in die Oberstadt schaffen. Eine Kindergarteneinrichtung in der Nähe etwa hatte ebenfalls Unterstützung als Gießer zugesagt. Ebenso waren entstehende Kosten kalkuliert, „wir hatten alles durchgerechnet“. Ingo Speck beispielsweise wollte aus seinem Betrieb Pflanzen beisteuern, sogar Mittel aus dem sogenannten Vergnügungsfonds standen zur Debatte.
„Sogar eventuelle Gefahrenszenarien hatten wir damals durchgespielt“, nach dem Motto „was wäre, wenn ...“ war für verschiedene Situationen von der Verunreinigung bis zur auf dem Weg liegendem Obst „alle möglichen Lösungen gefunden worden“. Aber die Möglichkeit der Realisierung im Herzen der Stadt scheiterte.
„Als Ausweichplatz wurde uns der Goethepark angeboten.“ Doch das Areal war den engagierten Ehrenamtlern „viel zu weit weg“. Außerdem ging es ja auch darum, die steinerne Urbanität durch natürlich Nachhaltiges zu ergänzen, zu beleben und vom „eher asphaltgrauen Königshofvorplatz ein bunt blühendes Grün in die Stadt führen“.
Dass die Grünen jetzt die alte Idee neu beleben, findet Ilona Bungert-Dellit „toll“. Sie selbst engagiert sich nicht mehr im Bürgerforum, sondern ist jetzt bei „Nemo – ein Netzwerk für ein nachhaltiges Mettmann“, für den Bürgerbus und Nachhaltigkeit in der Stadt aktiv.