Hilfe für von Armut bedrohte Familien und Alleinerziehende Das Projekt Anker darf bis 2027 bleiben
Mettmann · Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Geflüchtete haben ein besonders hohes Risiko zu tragen.
(dne) „Es war nicht einfach als alleinerziehende Mutter mit vier Kindern, keine Arbeit, keine Ausbildung, kein Selbstbewusstsein“, erinnert sich Silvana O. Dann kam Anker. Hakan aus Syrien erzählt, dass im vergangenen Jahr seine Frau gestorben ist. Seither lebt er als alleinerziehender Vater mit zwei Kinder. „Ich brauchte deshalb dringend Hilfe. Die habe ich hier bekommen. Ich rede mit meiner Betreuerin. Und wenn wir beide keine Lösung finden, dann gibt es auch keine.“
Silvana und Hakan sprechen über „Anker“. Dies steht für „Auf Augenhöhe nachhaltig Kinder und Eltern erreichen – rundum!“ Hinter dem Projekt zur Unterstützung von Familien steht ein Verbund, aus SKFM Mettmann, VPD Langenfeld und SGN Velbert. Und in Zeiten allgegenwärtiger Mittelkürzungen melden die Verantwortlichen, dass es mit Anker weitergehen kann. Der Europäische Sozialfonds und das Bundesministerium für Arbeit haben die Zuschüsse für Anker plus bis 2027 zugesagt.
Das Projekt Anker richtet sich an Familien, Lebensgemeinschaften oder Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren, die Leistungen des Jobcenters (ALG II) oder Grundsicherung erhalten oder einen Anspruch auf einen Kinderzuschlag haben. Nach der erfolgreichen Arbeit in den Jahren 2020 bis 2022 wurde das Projekt ausgewählt, als Anker Plus die begonnene Arbeit fortzusetzen. Das SPZ Ratingen ist hinzugekommen, die Hilfen werden zukünftig kreisweit angeboten, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Tatiana Sterner, Koordinatorin der SGN Velbert, freut sich über ein weiteres Plus in den Förderstrukturen: „Ab sofort können wir Familien mit Kindern bis 25 Jahre unterstützen. Denn mit der Volljährigkeit enden ja nicht die Probleme der Heranwachsenden.“
Die Situation von Familien hat sich in den vergangenen Jahren weiter verschärft. Ein Viertel der Kinder in Deutschland ist arm oder von Armut bedroht, obwohl ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung weniger als 17 Prozent beträgt. Die Zahlen stammen aus dem Statistischen Bundesamt und von Statista. Alleinerziehende, kinderreiche Familien sowie Familien mit Migrationshintergrund sind überdurchschnittlich betroffen. Sinkende Reallöhne, aber auch das lange Verweilen in Arbeitslosigkeit haben deutliche Auswirkungen auf die soziale und gesellschaftliche Teilhabe. In der Folge leiden viele Eltern und Kinder unter teils massiven psychischen Belastungen.
Die pädagogischen Kräfte nehmen in ihrer Arbeit die ganze Familie in den Blick und vermitteln in ihrer Lotsenfunktion bedarfsgerechte Hilfen. Dabei unterstützen sie bei Anträgen und Behördengängen, vermitteln Förderangebote und stehen beratend zur Seite, um Fragen zu Schule, Ausbildung, Beruf, Gesundheit und Finanzen zu klären. Die vier Träger arbeiten eng mit Jobcentern, Jugendämtern und Beratungsstellen zusammen und nutzen ein bewährtes Netzwerk. Diese Koordination ermöglicht es, Leistungen unterschiedlicher Kostenträger gleichzeitig zu initiieren und miteinander zu verzahnen.
Nicole Manterfeld, Bereichsleitung SKFM Mettmann stellt fest: „Die Verbesserung der Situation von Familien wird in den nächsten Jahren eine sozialpolitische Herausforderung bleiben. Wir sind daher sehr froh, dass sowohl das Jobcenter ME-aktiv als auch der Kreis Mettmann unsere Arbeit in der zweiten Förderphase als Kooperationspartner aktiv unterstützen“. Ziel sei es, die bewährten Strukturen auch nach Ende dieser Projektphase nachhaltig zu etablieren.