Königin der Instrumente in St. Lambertus Orgelerkundung läuft digital

Mettmann. · Matthias Röttger ist seit 27 Jahren Kirchenmusiker. Die Orgel St. Lambertus kennt er aus dem Effeff. Jetzt gibt es seine Orgelführung digital.

 Matthias Röttger erklärt die Beschaffenheit der Orgel.

Matthias Röttger erklärt die Beschaffenheit der Orgel.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Not macht erfinderisch. Das gilt auch für den pfiffigen Matthias Röttger. Der Regionalkantor ist bekanntermaßen musikalischer Hausherr an St. Lambertus. „Seit 27 bin ich Kirchenmusiker und darf an dieser herrlichen Orgel meinen Dienst verrichten. Unsere Orgel stammt aus dem Jahre 1912. Aber so, wie sie jetzt ist, ist sie mehrfach verändert worden - zuletzt im Jahre 2000“. Mit diesen Worten begrüßt Matthias Röttger zur Orgelführung – digital. Normalerweise finden diese Erläuterungen zu Freude der Besucher direkt vor Ort statt.

Da das im Lockdown nicht erlaubt ist, haben sich Regionalkantor und der technisch versierte Sebastian Sehr vom Leitungsteam der Pfadfinder zusammengetan, um eine solche Orgel-Erkundungstour aufzuzeichnen. Das Ergebnis sind sehenswerte Bilder, klangvolle Lautmalereien und dezidierte Erklärungen, die den Laien begeistern und dem Fachmann wissenswertes vermitteln. Das Video ist online auf Youtube und Facebook. Die Stahlhut-/Späth-Orgel an St. Lambertus ist ein mechanisches Instrument und verfügt über drei Manuale und 43 Register. Hinten an den Tasten gibt es Holzleisten, die die Bewegungsimpulse des Spielers umlenken.

Besonders interessant ist das, was es gewöhnlicherweise beim Kirchenbesuch nicht zu sehen gibt: Einen Blick ins Innere der Orgel - wo beispielsweise alle Holzleisten der vier Werke ankommen. Auf vier Meter Breite und vier Meter Tiefe werden diese angespielt. Verschiedene Wellenbretter steuern die Ventile der einzelnen Werke an.

Aber eine Orgel ist nicht nur ein Tasteninstrument, sondern auch ein Blasinstrument. In St. Lambertus sind es zwei Motoren, die zur Tonerzeugung Wind ansaugen – ohne ihn würde der Orgel sprichwörtlich die Puste ausgehen.

An dieser Stelle kommen alte Schätzchen ins Spiel, etwa aus Ton gebrannte Ziegelsteine anno 1912, die dem Wind den richtigen Druck geben. Nämlich durchs angestrebte Ventil und damit zum guten Ton.

Und auch Grundsätzliches bringt Matthias Röttger zu Gehör. „Unsere Orgel hat drei Manuale und ein Pedal für die Füße. Alle Register sind durchnummeriert, um Klangkombinationen zusammenstellen zu können.“ Und dann kommen eine Menge Zahlen ins Spiel. Ein Prinzipal Achtfuß ist das Hauptregister der Orgel. Ein Fuß entspricht etwa 32 Zentimeter und wie Orgelbauer zu sagen belieben, ist das die Tonlage der Männer. Damit ist die Verwandtschaft zum Vierfuß – den Frauenstimmen, die eine Oktave höher liegen – gegeben und der Zweifuß entspricht lapidar gesagt den Kinderstimmen. Und dann ist die Orgel nicht bloß ein Instrument, sondern sozusagen viele Instrumente. Die verschiedenen Register sind in ihren unterschiedlichen Klangfarben so ähnlich wie die verschiedenen Instrumente eines Orchesters, so erklingen Töne wie bei Oboe, Fagott, Cello oder Klarinette. Auch das macht die Orgel so faszinierend.

Früher musste dem Organisten immer ein Assistent zur Seite stehen, der während des Spiels die unterschiedlichen Register zog. „Das übernimmt heute ein Computer, der vor dem Spiel programmiert wird“, Walzen gestalte den dynamischen Verlauf eines Stückes. Und weil das erste Orgel-Video so gut beim Publikum ankommt, soll es bald ein Nachfolge-Video mit nach mehr Wissenswertem über die „Königin der Instrumente“ geben.