Mettmann Krise: Fondium gründet betriebliche Tarifkommission
Mettmann. · 600 Mitarbeiter nahmen am Gespräch mit Vertretern der IG Metall teil. Konzernspitze will die Löhne senken.
Jenseits ihrer regulären Schichten und Arbeitszeiten trafen sich Sonntagnachmittag etwa 600 Mitarbeiter der Eisengießerei Fondium. Der Nachfolger des Unternehmens Georg
Fischer steckt in der Krise, weshalb der Arbeitgeber die Personalkosten senken will.
Am Standort werden 1000 Mitarbeiter beschäftigt. 600 von ihnen nahmen am etwa zweistündigen Gespräch mit Vertretern der IG Metall teil. Wichtigstes Ergebnis: Es wurde eine betriebliche Tarifkommission gegründet. Neun Personen stark und rein männlich – dabei liegt die Quote weiblicher Mitarbeiter am Standort bei etwa sieben Prozent – ist dieses Gremium. Es wurde einstimmig gewählt. Als Verhandlungsführer und Sprecher wurde Hakan Civelek bestimmt. „Ganz oben auf unserer To-do-Liste steht, möglichst bald in Verhandlungen mit dem Arbeitgeber zu treten“, erklärt der Sprecher. „Um ein Fortführungskonzept für den Betrieb zu entwickeln, müssen Zahlen, Daten und Fakten vorgelegt werden“, die sind angefordert und „notwendig, um am Ende einen tragfähigen Sanierungsplan zu entwickeln“.
„Wir sitzen alle in einem Boot“, erklärt Achim Schneider, bei Fondium geschäftsführender Gesellschafter. Einen „gewissen Druck“ gäbe es hinsichtlich des Zeitfensters. Weil konzeptionell aber „etwas Gescheites und Nachhaltiges“ herauskommen soll, sei in zwei bis vier Wochen mit ersten Konzepten zu rechnen. „So wie wir jetzt aufgestellt sind, geht es nicht weiter“, formuliert er die Perspektive aus Firmensicht- „Wir müssen wieder agiler und vor allem wettbewerbsfähiger werden. Wir sind zu teuer“, sagt er mit Blick auf die Produkte der Konkurrenz.
Personalkosten sind im Durchschnitt 35 Prozent höher
Durchschnittlich um 35 Prozent höher seien die Personalkosten bei Fondium im Vergleich zu anderen deutschen Gießereien. Und weil sich an anderen Kosten wie etwa den Material- und Energiekosten am Standort wenig machen ließe, müsse auf Löhne und Gehälter geschaut werden. „Um bis zu 20 Prozent sollen die Löhne reduziert werden“, sagt Hakan Civelek.
Dass die Auftragslage nicht rosig ist, sei nicht neu, heißt es seitens der Belegschaft. „Seit dem Verkauf von Georg Fischer wussten wir, dass es so kommen würde“, sagen Mitarbeiter. „Wir müssen jetzt alle zusammen versuchen, das Unternehmen wieder auf stabile Beine zu stellen“, führen sie aus. Die „Verbundenheit zum Werk ist groß“, erzählen viele. Teilweise seien die Väter hier bereits tätig gewesen und die Söhne machten jetzt hier ihre Ausbildung. „Wir sind wie eine Familie“, beschreiben die Kollegen das Miteinander, für dessen Erhalt sie kämpfen wollen. „Wir kennen das Unternehmen. Wir haben gute Produkte, da kann uns keiner etwas vormachen.“
Damit es „gut weitergehen kann, muss die Beschäftigung am Standort langfristig gesichert werden“, fordert die Belegschaft. Und dafür können nicht nur sie ihren Beitrag leisten. „Veränderungen können nicht nur auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen werden“, sagt sagt Hakan Civelek. „Sie können die Zeche nicht alleine zahlen.“
Dafür wollen sie sich alle zusammen stark machen. „Die Sitzung am Sonntag war informativ, der Zusammenhalt in der Belegschaft ist groß“, lautet das einstimmige Resümee diesbezüglich. Gespannt wird nun das Konzept von der Firmenleitung zur Sanierung erwartet. „Spätestens im Mai sollten Fakten
vorliegen.“