Mettmann: Kinder verschenken ihre Spielsachen an arme Familien
Aktion: Jungen und Mädchen aus dem katholischen Kindergarten St. Lambertus haben für die Tafelkinder Weihnachtspäckchen gepackt.
Mettmann. Julian (5) hat "ein Polizeiauto und einen Polizeimenschen" in das Päckchen gesteckt. Benita (4) hat einen Teddybären und Babyspielzeug eingepackt, und Paul (5) hat sich sogar von einem Rennauto getrennt. Die Kinder aus dem katholischen Kindergarten St. Lambertus haben für die Mettmanner Tafel Spielzeug aussortiert, um es zu Weihnachten anderen Kindern zu schenken, denen es nicht so gut geht. Gisela Fleter, Chefin der Tafel, und ihr Team werden die Geschenke am Dienstag verteilen. "Wir kennen die Leute und wissen, wer was gebrauchen kann", sagt Gisela Fleter.
Rund 40 kleine und größere Pakete wurden zwischen den Lebensmitteln, die am Dienstag ausgegeben werden, gestapelt. Auf die in Weihnachtspapier eingepackten Päckchen haben Eltern geschrieben, ob es für einen Jungen oder ein Mädchen ist. Oder gar für einen Jungen und Mädchen - wie das Paket von Ronja. "Wir haben für beide was eingepackt", sagt das Mädchen.
Nachdem in den vergangenen zwei Jahren der evangelische Kindergarten "Regenbogenhaus" die Aktion der Tafel unterstützt hat, macht in diesem Jahr der Kindergarten St. Lambertus zum ersten Mal mit. Auf die Frage, für wen denn die Pakete bestimmt seien, wusste Christina die Antwort: "Für die armen Kinder."
Die Mettmanner Tafel, die im Jahr 2004 gegründet wurde, betreut laut Gisela Fleter inzwischen 250 Familien. "Mit 20 Leuten haben wir mal angefangen. Mittlerweile sind es rund 750 Personen, die von uns ein Zubrot bekommen. Mehr ist es ja nicht." Von dem Geld, das die Menschen so einsparen können, könnten sie sich auch mal was anderes leisten. Auf die Frage, was die Leute denn gemacht haben, als es in Mettmann noch keine Tafel gab, zuckt Gisela Fleter mit den Schultern: "Keine Ahnung. Hin und wieder haben wir in der Diakonie Lebensmittelgutscheine verteilt."
Mittlerweile kümmern sich mehr als 30 ehrenamtliche Helfer darum, dass die Lebensmittel in Supermärkten oder bei anderen Tafeln in der Nachbarschaft abgeholt und dienstags sowie samstags an Bedürftige ausgegeben werden. Hin und wieder gibt es auch Hygieneartikel.
Wer seine Bedürftigkeit nachweisen kann, muss zwei Euro bezahlen und kann sich dann mit Lebensmitteln, Obst, Brot, Konserven und andern Dingen für den täglichen Bedarf "eindecken".
Während sich in den Anfängen der Tafel hauptsächlich ausländische Mitbürger mit Lebensmitteln versorgten, hält sich der Anteil der deutschen und ausländischen Familien und Bürger inzwischen die Waage.
Und es kommen auch immer mehr ältere Menschen, deren rente nicht für den Lebensunterhalt ausreicht. "Sie machen inzwischen 20 Prozent unserer Kunden aus", sagt Gisela Fleter, "das hätte ich nie für möglich gehalten."
Sie erinnert sich noch an eine ältere Frau, die verschämt in einiger Entfernung der Tafel das Treiben beobachtete. "Ich bin zu ihr hingegangen, und dann hat sie sofort angefangen zu weinen. Ich hab’ sie einfach mitgenommen." Gerade die älteren Menschen seien ganz bescheiden, ihnen sei es of peinlich, "dass sie zu uns kommen müssen".
Die zweite Weihnachtspäckchenaktion der Mettmanner Tafel findet am Mittwoch ihren Abschluss. Bürger können gepackte Pakete bei der Tafel abgegeben. Ganztätig nehmen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Tafel die Päckchen am Mittwoch zwischen 9 und 17 Uhr entgegen. Am Donnerstag werden die Päckchen an bedürftige Menschen verteilt.