Mettmann: Monsteralarm im Neandertal

Die Mettmanner Spedition Jachmann bringt schaurige Gestalten zum Museum.

Mettmann. Der Spaziergänger mit dem Hund dreht sich noch einmal um. Er schaut ungläubig drein. Auf der Ladefläche des Lastwagens steht - unter einer durchsichtigen Plane - ein riesiger, schauriger Affenmensch mit weißem Fell.

Mit seiner Pranke umklammert er einen überdimensionalen Faustkeil. "Der passt ja super ins Museum", sagt einer der Männer, die das Tier von der Hebebühne des 7,5-Tonners wuchten. Hinter dem Affenkörper kommt der geschuppte Rumpf eines Drachen zum Vorschein.

Bei der ungewöhnlichen Fracht, die das Mettmanner Speditionsunternehmen Erich Jachmann am Samstagmorgen vor dem Neanderthal Museum anliefert, handelt es sich um Figuren für die neue Sonderausstellung "Monster und Mythen" des Museums, die am kommenden Freitag eröffnet wird.

Die Wanderausstellung aus dem Londoner Naturkunde Museum (Museum of Natural History) ist bis November erstmals in Deutschland zu bestaunen. Heike Jachmann, Chefin der Speditionsfirma, kümmerte sich persönlich darum, dass den Monstern auf ihrer langen Reise von Großbritannien bis Mettmann nichts passiert. Sie war eine der ersten, die sich die Monster ansehen konnte und war sofort begeistert. "Ich war überrascht von der Vielfältigkeit und den Ausmaßen der Figuren. Besonders für Kinder ist das bestimmt sehr beeindruckend."

Ihr Unternehmen unterstützt die Ausstellung des Museums durch einen Preisnachlass bei den Transportkosten. "Es ist schön, dass wir als ortsnaher Spediteur angesprochen wurden", freut sich Heike Jachmann. "So eine außergewöhnliche Ausstellung bietet das Museum nicht jedes Jahr, und wir unterstützen so etwas sehr gerne. Ich werde auf jeden Fall mit vielen Freunden hierhin kommen. Und ich werde auch für den einen oder anderen Kunden einen Rundgang organisieren."

Mit der Monsterfracht erhält das Museum - abgesehen von den Exponaten der Dauerausstellung - seine bisher größte Lieferung. Die ungewöhnliche Ladung ist am 7. Juli auf Reisen gegangen. Mit zwei 40 Tonnen Sattelzügen wurden die Figuren von Surrey, südlich von London, nach Dover transportiert und setzten dort mit der Fähre nach Calais über.

Im Logistikzentrum Jachmann wurde die Fracht auf Kleinlastwagen mit Hebebühnen aufgeteilt, da die Einfahrt des Museums für große Sattelzüge zu eng ist. Alles verlief bis Samstagmorgen reibungslos. Ein Außerirdischer und weitere kleinere Modelle wurden bereits am Freitag ins Museum gebracht.

Mit der letzten Lieferung sind die größten Figuren eingetroffen. Obwohl Yeti und Drache in Einzelteile zerlegt sind, passen sie nicht durch den Liefereingang. Ein Haustechniker muss die gesamte Tür aushängen, damit die neuen Stars der Ausstellung ins Museum gebracht werden können.

"Wir sind ja selbst Schuld, wenn wir uns solche Monster ins Haus holen", witzelt Bärbel Auffermann, die stellvertretende Museumsleiterin, und packt selbst mit an, als die Figuren auf Rollgestellen die Lieferrampe hinuntergebracht werden. Zu Viert müssen die Museumsmitarbeiter die Monster nach unten manövrieren.

Im Innern der großen Figuren befindet sich eine empfindliche Elektrik, die - mit Hydraulik gesteuert - den Kreaturen Leben einhaucht. Es ist Vorsicht geboten, damit auf den letzten Metern der Reise nichts mehr schiefgeht. Aber schließlich sind alle Teile unversehrt im Museumslager. Zuletzt wird der Drachenkopf in einer gepolsterten Kiste durch den Hintereingang geschoben. Noch ohne Strom sind die Augen geschlossen, als hätte er die Reise verschlafen. Im Museum werden ihn Mechatroniker bald "wecken", damit er sein neues Zuhause sehen kann.