Mettmann: Naherholung im Steinbruch
Das Ende des Kalkabbaus: Kreis und Kalkwerke arbeiten an einem Nutzungskonzept.
Mettmann. Von dem einst wild zerklüfteten, bizarren Neandertal, durch das sich die Düssel schlängelte, ist nicht viel übrig geblieben. Durch den Kalkabbau im 19. und 20. Jahrhunderts hat sich das Erscheinungsbild des Tals völlig verändert. Doch es war der Kalkabbau, der das Tal durch den Fund der Neandertaler-Knochen 1856 weltberühmt machte.
Dieses Kapitel in der Geschichte des Tals wird nun bald enden. Denn in "absehbarer Zeit" wird die Förderung im Neandertal eingestellt. Das hat am Montag die Kalksteinwerk Neandertal GmbH mitgeteilt.
Das Kalkvorkommen wird dann so weit erschöpft sein, dass sich der weitere Abbau nicht mehr lohnt. Das fast 900 000 Quadratmeter große Areal mit einer guten Infrastruktur und dem 120 Meter tiefen, riesigen Kalksteinbruch könnte in direkter Nachbarschaft zum Neanderthal Museum ein neuer Anziehungspunkt werden.
Denn er soll für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Wie der Bochumer Bruch in Wülfrath, zu dem der Zeittunnel - ein musealer Gang durch die Erdgeschichte- führt, könnte auch der Bruch im Neandertal in eine neue Freizeitattraktion für Mettmann und die Region umgewandelt werden.
"Zurzeit sprechen wir mit dem Kreis Mettmann über ein Konzept zur nachhaltigen Folgenutzung des Geländes", sagt Jürgen H. Rüdiger, Mitglied der Geschäftsführung des Kalksteinwerks Neandertal. Wie lange der Kalk im Neandertal noch gebrochen werde, stehe nicht genau fest. Rüdiger: "Aber sicher über das Jahr 2010 hinaus."
Fest steht dagegen, dass das riesige Areal rekultiviert werden soll. Der Bruch, so die Geschäftführung des Kalksteinwerks, biete aber ausreichend Platz für Menschen, zahlreiche Pflanzenarten und selten gewordene Tiere.
Aus dem nicht verwertbaren Material aus dem Kalkabbau, das neben dem 120 Meter tiefen Steinbruch aufgeschüttet wurde, ist über Jahrzehnte die höchste Erhebung Mettmanns entstanden. Rüdiger: "Bei guter Wetterlage kann man von dort oben sogar den Kölner Dom sehen." Wie hoch der höchste Berg Mettmanns genau ist, konnte Rüdiger am Montag nicht sagen.
Die meisten Arbeitsplätze der aktuell 65 Mitarbeiter, die auch in den Töchterunternehmen R&R Rohstoffrückgewinnung und Recycling GmbH, R+K Asphalt GmbH und der N+R Naturstein und Recycling GmbH, beschäftigt sind, sollen in anderen Stellen des Betriebs eingesetzt werden. Mit der Einstellung der Kalkproduktion werden laut Rüdiger 15 bis 20 Stellen wegfallen. Im Steinbruch werden zurzeit noch rund 800 000 Tonnen Kalk im Jahr gefördert.
Während der Kalk aus dem Neandertal bis 1989 für die Mannesmann Hütte in Duisburg-Huckingen gebrannt wurde, kommt das Naturmaterial schon seit Jahren in der Bauwirtschaft zum Einsatz.