Kunstmeile: Montmatre in der Innenstadt
Am Sonntag verwandelte sich die Fußgängerzone in ein einziges, riesengroßes Künstleratelier.
Mettmann. Unter der Benutzeroberfläche des Alltags wartet die Kunst. Das zeigte sich am Sonntag, als sich die Innenstadt in einen riesigen Freiluftausstellungsort verwandelte.
Rund um St. Lambertus zeigten über 60 Kunstschaffende aus den unterschiedlichsten Sparten, wie individuell sie die Schwingungen des Alltags für ihre kunstvollen Interpretationen nutzen. Wobei die Kunstmeile gewissermaßen der äußere Rahmen zum neunten Chor- und Musikfestival war.
"Vormittags war die Resonanz nicht so toll", fasste Max Steffens seine Eindrücke stellvertretend für viele seiner künstlerischen Mitstreiter zusammen. Erst als sich mittags die Sonne versuchsweise durch die dichte Wolkendecke zu kämpfen begann, heiterte sich auch seine Miene auf.
Bereits vor zwei Jahren nahm der Schieferkünstler an dem Event teil. Und auch diesmal schlug der Hildener über der Haubrücke mit seinem Schieferhammer Herzen.
Wer es wissen wollte, dem erklärte der diplomierte Sportlehrer, dessen Hobby Handwerkliches ist, was es mit Regenlaufkanten und dem Unterschied zwischen australischem Schiefer und den Produktbrüdern namens rheinischem Schiefer auf sich hat. Und wer ihm sympathisch war, dem schenkte er zum Andenken ein kleines, von ihm geschlagenes Schieferherz.
Grafiker Kebba Chem aus Gambia, die Mettmanner Acrylmalerin Nicole Jung und die Recyclingkünstlerin Roswitha Kannengießer waren ebenso zu sehen wie Glasmaler, gemalte Ideen zu Ästhetik und Körperbeherrschung von Christine Schnitzler, Fotos im Pop-Art-Stil oder viele, viele Stände mit kunstgewerblichen Accessoires, die das Leben verschönern oder einfach beim Herumstehen gut ausschauen.
Zeigte Ursula Baur Bilder in neonbunten Farben aus ihrem Garten und ihre kunstvollen Umsetzungen zum Thema "Treppe" ("Sie ist ein Synonym für Beweglichkeit - die körperliche wie geistige"), begeisterte Karla Bräuer mit einem uralten Handwerk: Die Frau aus dem Erzgebirge demonstrierte die Kunst des Klöppelns.
"Klöppeln macht ruhig", erklärte sie - und muss es wissen. Bereits seit 25 Jahren, eine Tante hatte ihr die ersten Handgriffe beigebracht, wirft, dreht und wendet sie die kleinen, garnumwickelten Holzspulen so, dass als Ergebnis hauchdünne Spitzendeckchen, Untersetzer und andere Flechtspitzen entstehen.
"Geduld ist eine gute Voraussetzung für die Arbeit", lachte die Mutter zweier Kinder. "Aber die Finessen des Klöppelns lassen sich ebenso gut erlernen." Sie selbst bildet sich regelmäßig in Kursen weiter, und das Erlernte gibt sie wiederum gerne "den Damen aus meinen Kursen mit".
Dass Klöppeln im neuen Millennium nicht unbedingt nur was mit Mustern aus dem 16. Jahrhundert zu tun haben muss, zeigte die Anleitung namens "The Brain", ein schneckenartig ineinander verschlungenes Kunstmuster.
Das weite Spektrum künstlerischer Arbeiten gefiel. "So ein Bummel durch die Stadt macht viel Spaß", war sich Familie Richter einig. Zumal mit Kinderschminken und Hüpfburg, anlässlich des Chor- und Musikfestivals an der Kirche (siehe Info-Kasten) auch die ganz jungen Besucher eine adäquate Form der Beschäftigung fanden.