Mettmann: Willibald erobert die Stadthalle
Laientheater: Die Knallfrösche proben ihr neues Stück.
Mettmann. "Ein Boss, ein Haus, ein Rudel", rufen 29 Mäuse durch die Neandertalhalle. Aufgereiht wie an einer Perlenkette, mit großen grauen Ohren und Mäuseschwänzen, stehen sie auf der Bühne. Nur eine Maus ist anders: In weißem Fell steckt Lillimaus, die bald erleben wird, wie schwierig es sein kann, sich von der Masse zu unterscheiden. Schon stürmt Mäuseanführer Willibald auf sie zu und treibt sie von der Bühne. "Sie ist böse. Wir müssen sie loswerden", brüllt er.
In diesen Tagen verwandelt die Schaulspielgruppe Knallfrösche die Neandertalhalle in einen Mäusestaat. Im Moment proben sie noch, aber in gut zwei Wochen führt die Gruppe ihr jährliches Laienschauspiel auf.
Für dieses Mal haben sie sich das Stück "Der überaus starke Willibald" nach einem Buch von Willi Fährmann ausgesucht. Darin geht es um eine große Mäusefamilie, die in Frieden lebt, bis sich Willibald zum Mäuseboss erhebt. Zwar verspricht er den Mäusen, dass unter seinem Kommando alle sicher vor der lauernden Katze sind - aber zu welchem Preis? Alle Mäuse müssen für Willibald schuften, und Lillimaus wird eingesperrt, weil sie der Katze die Tür geöffnet haben soll. Dabei sieht sie nur anders aus.
"Wir haben das Stück gewählt, weil die Thematik leider immer noch aktuell ist", sagt Knallfrösche-Regisseurin Helga Höptne:, "Es ist sehr kritisch und man sieht, wie schnell man in eine Diktatur geraten kann." Die Theaterpädagogin sorgt dafür, dass auf der Bühne alle Rädchen ineinandergreifen - zur Not weckt sie das Ensemble auch schon mal mit einer Entenpfeife.
Die beiden Hauptdarsteller sind den schrillen Ton bereits gewohnt. Uta von Mauschwitz (45) spielt Lillimaus, Simon Schmidt (18) ihren Widersacher Willibald. Beide haben die Knallfrösche bei früheren Aufführungen gesehen und wollten unbedingt selbst mitmachen. "Mit wieviel Spaß die Gruppe dabei ist, ist einfach toll", lobt Uta von Mauschwitz die Stimmung.
Für weniger Spaß muss Bösewicht Simon auf der Bühne sorgen. "Ich habe zwar schon oft bei Stücken mitgespielt, aber noch nie eine böse Figur. Da muss man sich dran gewöhnen", gibt er zu. Mit dem Stück sollen sowohl Kinder als auch Erwachsene angesprochen werden.
Auch wieder mit von der Partie ist Knallfrösche-Urgestein Hagen Lietz. Als er in der Probenpause nach der Uhrzeit fragt, fügt er hinzu: "Hier in der Halle verliert man jedes Zeitgefühl." Das wird den Knallfröschen in den nächsten Tagen wohl noch öfter passieren. Denn bis sich am 18. November zum ersten Mal der Vorhang hebt, werden sie noch so manche Stunde dort verbracht haben. Die Aufführungswoche ist mit Proben verplant, es gibt viel zu tun. Deshalb ist die Pause kurz - auf der Bühne bläst Regisseurin Helga Höptner wieder in die Entenpfeife.