Mettmanner erinnern an die Reichsprogromnacht
Nach der Gedenkstunde auf dem Lavalplatz gab es ein Konzert des Klezmer-Duos „Tangoyim“. Mit dem Erlös werden „Stolpersteine“ finanziert.
Mettmann. Das Mettmanner Bündnis für Toleranz und Zivilcourage und der Verein „Mettmann gegen rechts — für Menschenwürde“ hatten zu einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung anlässlich des 77. Jahrestages der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 geladen. Viele Besucher erlebten am Mahnmal auf dem Lavalplatz eine würdevolle Gedenkstunde.
Es wurden mehrere Kränze, auch einer des Integrationsrates, niedergelegt und Gedenklichter gezündet. Bei den Gedenkreden erinnerte Pfarrer Jürgen Artmann von der evangelischen Gemeinde Mettmann an das Leid der Juden während der Nazi-Herrschaft und verlas ein nachdenklich machendes Gedicht. Diakon Gerhard Rust von der Katholischen Pfarrei St. Lambertus sprach mit Blick auf die Judenverfolgung von einem Geist der Verwüstung. Er verwies auf die heutige Flüchtlingsproblematik in Deutschland und deutete an, dass von gewissen politischen Rändern dieser Flüchtlingsstrom falsch gesehen werde.
Seitens der Politik hielt der Kreistagsabgeordnete Rainer Köster (Fraktion Die Linke) eine sehr kritische, aber auch mahnende Rede. Neben Ausführungen zu der Nazi-Schreckensherrschaft in Deutschland, ging er auch auf die Situation in Mettmann ein. „Auch hier gab es Bürger mit braunen Parteibuch.“ Es seien Hitlers „willfährige Helfer“ gewesen, wie es in einem bekannten Buch über die Naziverbrechen ausgedrückt wurde, so Köster. Er erinnerte mit Namensnennung an Mettmanner Opfer des Nazi-Regimes, hob auch hervor, dass demnächst eine Gedenkstätte für die Nazi-Opfer im Neandertal eingerichtet werden soll. „Dies ist vom Kreistag auf einen guten Weg gebracht und wird hoffentlich bald auch umgesetzt.“
Im Anschluss an die Gedenkfeier gab es im Mehrgenerationenhaus ein Konzert des Klezmer-Duos „Tangoyim“. Es hatte erfreulich viele Zuhörer, so dass sogar noch zusätzliche Stühle hereingeholt werden mussten. Stefanie Hölzle und Daniel Marsch zogen die Zuhörer regelrecht in den Bann. Das breite Repertoire jiddischer Lieder, Klezmer und Tangos trugen sie stimmlich überzeugend vor. Hinzu imponierte der Einsatz verschiedener Instrumente wie Geige, Bratsche und Klarinette bei Stefanie Hölzle und das Akkordeon Daniel Marschs. Die beiden nahmen die Zuhörer mit auf eine musikalische Zeitreise durch Osteuropa bis hin zur versunkenen Welt des jüdischen Städl und weiter ins Amerika der 20-er Jahre.
Statt eines Eintritts wurde um Spenden gebeten. André Bär, engagierter Vorsitzender des Vereins „Mettmann gegen rechts“ erklärte, dass der Erlös der Veranstaltung für die Verlegung eines oder mehrerer neuer „Stolpersteine“ in Mettmann verwendet werden soll.