Mettmanner Standesamtsleiter geht in den Ruhestand: Scheidung nach 43 Jahren

Amtsleiter Bernd Klein-Ilbeck geht nach 2985 geschlossenen Ehen am 31. Juli in den vorgezogenen Ruhestand und übergibt seinen Posten an Michael Wiesenhöfer.

Mettmann. Jahrzehntelang hat Bernd Klein-Ilbeck pedantisch Buch geführt über die Menschen in Mettmann, die geboren wurden, gestorben sind oder geheiratet haben. Mit der Statistik seines eigenen Lebens hat er es nie so genau genommen: „Was sind schon Zahlen?“ Daran, wie lange er das Mettmanner Standesamt leitet, kann er sich nicht mehr genau erinnern.

Die Zahl hat er auch nirgendwo notiert. „Das muss so um 1994, 1995 gewesen sein.“ Am 31. Juli hat Klein-Ilbeck seinen letzten Arbeitstag. Dann geht er in den Vorruhestand — nach 43 Dienstjahren im Rathaus.

Hin und wieder, sagt er, habe er gedacht: Warum habe ich nicht doch noch mal was anderes gemacht? Doch jetzt, wenige Tage vor seinem letzten Arbeitstag, bereut er seine Entscheidung schon ein bisschen, aufzuhören. „Wir haben so ein tolles Arbeitsklima und verstehen uns alle gut.“ Damit ihm zu Hause nicht die Decke auf den Kopf fällt, will er sich ehrenamtlich engagieren. „Was ich mache, weiß ich noch nicht. Mal gucken.“ Irgendetwas Soziales soll es sein.

Auch wenn er die Zahlen seines Leben nicht immer parat hat, eine hat er doch abgespeichert, so als habe er in den 33 Jahren als Standesbeamter für jede Trauung einen Strich gemacht. 2985 Ehen hat er nämlich geschlossen. „Aber vielleicht müsste ich das noch mal durchzählen“, sagt er.

Anfangs habe er Schwierigkeiten gehabt, wenn alle Augen erwartungsvoll auf ihn gerichtet waren. „Da war ich sehr aufgeregt, hatte Angst, die Worte nicht raus zu kriegen, und bekam Hitzewellen.“ Heute könnten 500 Leute dabei sein, das mache ihm nichts mehr aus.

Dass Braut oder Bräutigam im letzten Moment vom Traualtar geflohen sind, hat Klein-Ilbeck nie erlebt. „Aber dass Leute eine Sunde vor der Trauung anrufen und absagen, das gibt es immer wieder.“

Die Trauung mit einem Gospelchor in der Goldberger Mühle, bei der die Trauzeremonie durch Gesang immer wieder unterbrochen wurde, oder die Hochzeit, bei der ein Balalaika-Orchester, dass nach dem „Ja-Wort“ im Rathausflur zum Tanz aufspielte, daran wird sich Klein-Ilbeck immer wieder gern erinnern. Ein Gräuel waren ihm dagegen die „Bornierten“, die am Traualtar von oben auf ihn herabgeschaut hätten. „Die waren mir unangenehm.“

Aber eigentlich, sagt Klein-Ilbeck, machten die Eheschließungen gerade einmal zehn Prozent der Arbeit im Standesamt aus. Geburten, Sterbefälle, Namensrecht, ausländische Adoptionen, ausländische Ehen und Scheidungen, Scheinehen — die Liste der täglichen Büroarbeit ist lang. Und sie ist keineswegs immer langweilig.

Klein-Ilbeck hat Polizeieinsätze in seinem Büro erlebt, bei denen renitente Menschen in Handschellen abgeführt wurden. „Und manche Fälle berühren einen auch.“ Wie die Mutter, die mit falschen Papieren nach Deutschland eingereist war, um dem Eheversprechen ihrer Eltern zu entfliehen.

Aber auch Trauungen am Sterbebett hat Klein-Ilbeck erlebt. „Da muss man schon ein paar Mal durchatmen“, sagt er. Vor einigen Jahren hat er morgens eine Frau am Sterbebett getraut. „Nachmittags ist sie gestorben.“