Metzkausen: Klaus Sänger - „Wir können der Politik nicht alles überlassen“
Engagement: Der Vorsitzende des Bürgervereins Metzkausen spricht über die Missstände in der Stadt und steigende Mitgliederzahlen.
Metzkausen. Als Klaus Sänger (69) vor zwei Jahren mit seinem Hund am Krumbach unterwegs war, packte ihn die Wut. "In dem kleinen Bach schwammen Fäkalien trieben Kondome und Damenbinden. Er war total verdreckt." Bei starken Regenfällen läuft das kleine Regenüberlaufbecken am Krumbach regelmäßig voll und das Mischwasser (Regen- und Abwasser) wird in den kleinen Bach geleitet und spült alles mit, was die Metzkausener in ihre Toiletten werfen.
Sänger beschwerte sich beim Bürgermeister und ging zu den Grünen - ohne Erfolg. Dann bekam er einen Tipp: "Geh’ in den Bürgerverein." Das machte der Oberhausener, der Ende der 70er-Jahre nach Metzkausen zog. Der Bürgerverein stellte Anzeige gegen unbekannt. Ende des Jahres wird der Bergisch-Rheinische Wasserverband (BRW), der Eigentümer der Kläranlage und des Regenüberlaufbeckens, neue Becken bauen, damit keine Fäkalien, Damenbinden und Kondome mehr im Krumbach landen.
Seitdem ist Sänger im Dauereinsatz für den Bürgerverein. Im März wählten ihn die Mitglieder an die Spitze des Vereins. Und Sänger hat Spaß daran, sich für Metzkausen und seine Bewohner ins Zeug zu legen.
Als Geschäftsmann, der 30Jahre im In- und Ausland tätig war, ist der hoch aufgeschossene Mann mit den schneeweißen Haaren als Vorsitzender des Bürgervereins genau der richtige. Er ist Motor und Vermittler des Vereins, der mit jugendlichen Elan und viel Spaß an seine Aufgaben herangeht. Er will politische Themen vor der Haustür aufgreifen.
"Das Vertrauen der Bürger in die Politik ist gestört", sagt Sänger, "die Politik hört die Bürger doch schon lange nicht mehr." Deshalb wundert es ihn nicht, dass der Bürgerverein einen großen Zulauf hat. Allein im ersten Halbjahr 2010 waren es 40 neue Mitglieder. 342 Metzkausener haben sich dem Verein damit angeschlossen.
Sänger peilt die 400an und sagt: "Wir können der Politik doch nicht alles überlassen." Er habe das Gefühl, dass die Politiker nach der Wahl abgetaucht sind. "Sie sollten doch auf die Bürger zugehen", sagt Sänger, "aber mich hat noch nie jemand angerufen und nach den Wünschen der Metzkausener gefragt."
Dass am Krumbach und in der Kirchendelle die letzten zwei Bolzplätze in Metzkausen wegen Baumaßnahmen (Regenüberlaufbecken und Kita) verschwinden sollen, hat den Bürgerverein auf den Plan gerufen. Sänger: "Wir haben den Eltern versprochen, dass es wenigstens einen Platz an anderer Stelle geben wird." Im Schulterschluss mit der Stadt, so Sänger, wolle der Bürgerverein versuchen, Missstände in Metzkausen zu beheben. Der monatliche Stammtisch wird auch künftig der Ort sein, an dem über den Ortsteil laut und öffentlich gesprochen wird.
Am 18. September feiert der Verein auf dem Gelände des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG) seinen 50. Geburtstag.