„Mit dem Schäfer bin ich per du“
Sieben Schafe aus Bronze und ihr Hirte spielen in Mettmann eine zentrale Rolle. Auch für den Bürgermeister.
Mettmann. Ein Lieblingsort von Bürgermeister Thomas Dinkelmann ist die Schäfergruppe in der Freiheitstraße. Und wer gleich schon wild herumspekuliert, warum das so sein könnte, dem sei gesagt: Nein, der Bürgermeister sieht sich nicht als Hüter seiner Schäfchen. Wäre zwar nahe liegend, ist aber nicht so.
Thomas Dinkelmann, Bürgermeister
Stattdessen sagt er Sätze wie diesen: „In einer Zeit des stetigen Wandels braucht es Orte der Beständigkeit.“ Mit dem Schäfer sei er längst „per du“. Und die Schäfergruppe sei nun mal ein Kunstwerk im Herzen der Stadt, mit dem Generationen von Kindern groß geworden sind. Dazu komme noch, dass man überallhin kurze Wege habe. Und dass man von dort aus ganz schnell in vier Richtungen verschwinden könne.
Hört man jedoch Thomas Dinkelmann zu, so wird schnell klar: Für ihn ist das Kunstwerk von Rudolf Christian Baisch eher das Gegenteil. „Dort trifft man immer jemanden, den man kennt“, sagt er selbst über seinen unangefochtenen Favoriten unter den Lieblingsplätzen. Oft müssten die Bronzeskulpturen auch dafür herhalten, als „Landmarke“ für Verabredungen in der Innenstadt zu dienen. Treffpunkt Schäfergruppe: Das findet jeder!
Beinahe jedoch wäre da etwas schief gelaufen mit dem vermeintlichen „Ort der Beständigkeit“. Während des Umbaus der Fußgängerzone waren Schäfer und Schafe auf dem Ablageplatz der Baufirma gestrandet. Achtlos abgelegt und lieblos unter Planen versteckt: In den sozialen Netzwerken schäumte die Wut hoch. Dazu kam später noch, dass man sich im Rathaus dazu entschlossen hatte, die gewohnte Formation aufzulösen.
Wenn eines nicht funktionieren konnte, dann war es das! Das wusste auch Thomas Dinkelmann, der dennoch die Hand schützend über diejenigen hält, die das damals verbockt hatten. „Wir wollten die Figuren inmitten eines neuen Beleuchtungskonzeptes besser in Szene setzen“, erinnerte er sich an die Gründe für eine Entscheidung, die ganz schnell wieder über den sprichwörtlichen Haufen geworfen wurde. Nun jedenfalls ist alles wieder so, wie es immer war.
Das wiederum ist auch Raimund Baisch zu verdanken, den der Verwaltungschef mit ins Boot geholt hatte. Der Sohn des Künstlers sprach über seinen Vater und auch darüber, wie viele Stunden der damit zugebracht hatte, damals jedem Schäfchen den richtigen Platz zu geben. Und dann, am Ende der Plauderei über seinen Lieblingsplatz, sagt Thomas Dinkelmann noch das hier: „Mein Urgroßvater war ein nicht sesshafter Schäfer.“ Ist das Faible für die Schafe vielleicht doch mehr als die Freude an urbaner Kunst am zentralen Ort?