Modellbahnfreunde Mettmann Analoge Loks digital steuern

METTMANN · Die Modellbahnfreunde Mettmann zeigen, wie analoge Loks auf eine digitale Steuerung umgerüstet werden können.

Der gelernte Industrieelektroniker Hans Jürgen Schaffeld weiß, wie man den alten Loks wieder Dampf unter den Rädern macht.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Digitalisierung macht auch vor der Modelleisenbahn nicht Halt. Etwa seit Mitte der 1990er-Jahre betreiben kundige Hobby-Enthusiasten ihre Miniatur-Züge mit elektronischer Steuerung – die viele Vorteile bietet. Doch auch heute noch lagern viele Loks aus der vor-digitalen Zeit in den Kartons und Kellern der meist älteren Modelleisenbahner.

Diese Loks fit zu machen für den vollen Spielspaß mit individueller Ansteuerung, Licht und Sound – dabei helfen die Modellbahn-Freunde Mettmann. Denn in diesem Hobby ist nach wie vor Vieles Handarbeit. Das gilt auch für den Fall, dass man seine alten Sammlerstücke im Maßstab H0 oder N behalten und nicht alles neu kaufen will. Denn dann würde es ganz schön teuer werden.

Vor der Digitalisierung trieb nur ein Stromkreislauf die Züge an

„Ich bin richtig glücklich, dass ich hier Fachleute gefunden habe, denn ohne Fachkenntnisse und Zusammenarbeit klappt der Umbau nicht“, sagt Heinz Gärtner, seit Kurzem Mitglied bei den Modellbahnfreunden Mettmann. Der vierfache Großvater ist einer von drei Teilnehmern beim Workshop „Digitalisierung“ im Vereinsheim an der Haydnstraße. Jeweils an zuvor vereinbarten Samstagen trafen sich die Mitglieder dort, um unter sachkundiger Anleitung an ihren alten Loks zu basteln.

Für die Starthilfe und für Fragen im laufenden Betrieb ist Hans Jürgen Schaffeld zuständig, der durch seine berufliche Laufbahn Profi in Sachen Elektronik ist. „Ich habe Maschinenschlosser gelernt und lange bei Ford Wülfrath in der Instandhaltung gearbeitet“, erzählt der Kursleiter. Später habe er noch eine zweite Ausbildung zum Industrieelektroniker gemacht. Auch das kommt ihm bei seinem Hobby Modelleisenbahn jetzt sehr zugute.

In alten Zeiten – also vor der Digitalisierung – fuhren Model­l­eisenbahnen auf Rundstrecken, angetrieben durch einen einzigen Stromkreislauf. Wenn Zug­leiter en miniature am Transformator die Spannung erhöhten, fuhren die Züge schneller, und wenn man an einem Gleichstromtrafo die Stromrichtung änderte, fuhren die Lokomotiven rückwärts. Schneller-langsamer-Stopp und zurück – in der analogen Modelleisenbahn galten diese Kommandos für alle Loks auf dem Stromkreis.

Mit digitaler Steuerung ist nun ein modernes Spielerlebnis möglich, vergleichbar mit der echten Eisenbahn oder mit ferngesteuerten Autos. Alles, was man dafür braucht, ist eine Zentrale, ein Steuerungscomputer mit eingebautem Trafo und eine Lok mit Gleichstrommotor und einem Mikrochip, dem Decoder. Über den bekommt jeweils genau diese Lok ihre Fahrbefehle. Es gibt natürlich noch viele Erweiterungsmöglichkeiten, wie eine zusätzliche Kontrolle über Laptop und Handgeräte, Weichensteuerung, Geräusche und Dampferzeugung, doch für den Anfang reicht die Grundausstattung.

Bei der Aufrüstung der Lok ist es wichtig, dass der Gleichstrom aus dem Stromabnehmer nicht direkt an die Verbraucher, also Motor und Lampen fließt, sondern in den Decoder. Dieser bekommt Signale in Form von Änderungen der Stromeigenschaften und steuert damit die Geschwindigkeit und Richtung des Motors und alle weiteren Funktionen. Mittels einer Kennung (standardmäßig „3“), können so mehrere Züge auf demselben Gleis unabhängig voneinander fahren. Die meisten Bauteile von Lok- und Drittherstellern sind nach dem DCC-Standard kompatibel, nur die Firma Märklin bietet eine eigene Lösung an.

Wer bei dem Workshop als Neuling zuhört, versteht nur Bahnhof. Da fallen Begriffe wie „AUX 1 bis 4“, „Strom von Masse oder Schiene“ und „Protokoll“. „Hier lernt man die Grundlagen der Elektrotechnik und ganz nebenbei Löten und Feinmechanik“, sagt Heinz Gärtner; „ich bin glücklich, hier zu sein“.