Wirtschaft in Mettmann Stadt kauft Ex-Mercedes-Areal

Mettmann · Die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung spricht von einem „strategischen Kauf“. Das 4500 Quadratmeter große Grundstück gegenüber der Kreispolizei soll entwickelt werden. Darauf hat der Eigentümer den größten Einfluss.

 Mercedes hat Grundstück und Gebäude seiner Ex-Niederlassung in Mettmann an die Wirtschaftsförderung verkauft.

Mercedes hat Grundstück und Gebäude seiner Ex-Niederlassung in Mettmann an die Wirtschaftsförderung verkauft.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

. Am Mittwochvormittag holte Wirtschaftsförderer Stephan Reichstein die Schlüssel bei Mercedes in Düsseldorf ab: Am Tag zuvor war der Notarvertrag für das Gewerbeobjekt Willetstraße 1 unterschrieben worden. Die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung in Mettmann hat die ehemalige Mettmanner Vertretung der Mercedes-Benz Vertriebsdirektion West gekauft. Das markante Oval mit großer Glasfassade stand seit Ende vergangenen Jahres leer. 4500 Quadratmeter Gewerbegrundstück am westlichen Ortseingang der Stadt, vis-a-vis der Kreispolizei, befinden sich jetzt in der Hand der Stadt. Details zum Kaufpreis gibt es nicht. Aus dem Aufsichtsrat der GfW ist zu hören, man habe im Sinne Mettmanns „keinen schlechten Abschluss“ erzielen können.

Gewerbegrundstücke
sind rar in Mettmann

„Dies ist ein strategischer Kauf“, bewertet Wirtschaftsförderer Stephan Reichstein den Immobilien-Coup kurz vor Weihnachten. Mit diesem Satz spricht Reichstein ein seit Jahren drückendes Problem an: Gewerbegrundstück sind Mangelware in Mettmann. Damit liegt ein Deckel auf der weiteren Entwicklung der Stadt: Um die Gewerbesteuereinnahmen zu erhöhen müssten neue Unternehmen angesiedelt und bestehende Firmen gehalten werden. Ihnen gilt die Aufmerksamkeit der Wirtschaftsförderung. Dabei passten Nachfrage und spärliches Angebot oft nicht zusammen. Zugleich sollen auf den raren Nutzflächen keine ökonomischen Eintagsfliegen, Spielcasinos oder gar Rotlichtgewerbe zum Zuge kommen. Beides mündet in Aktionen wie den Kauf der ehemaligen Mercedes-Niederlassung: Als Eigentümer die städtische Tochtergesellschaft GfW den größten Einfluss darauf, was mit dem Filetgrundstück an der Willetstraße künftig geschieht.

Ein mögliches Szenario nannte Wirtschaftsförderer Stephan Reichstein im Gespräch: Da das aus Anfang der 2000er-Jahre stammende Gebäude zurzeit noch voll nutzbar sei, könne man sich zunächst eine Vermietung vorstellen. nach einem Abriss des Gebäude gelte es, die 4500 Quadratmeter Grund und Boden bestmöglich zu nutzen. Dies ist von Reichstein ausdrücklich als eine Möglichkeit genannt worden. Sollte ein Interessent mit anderen Vorstellungen auf die Stadt zukommen, werde man mit diesem über seine Pläne sprechen. Fest steht zum momentanen Zeitpunkt nur eines: Das Grundstück ist ausdrücklich als Gewerbefläche ausgewiesen. Damit sei eine Wohnbebauung an dieser Stelle ausgeschlossen – solange es bei der Gewerbenutzung bleibe. Offenbar hat die Stadt einen guten Zeitpunkt abgepasst, um die ehemalige Niederlassung zu kaufen. Nach Informationen waren die Immobilienexperten des Mercedes-Konzern in intensiven Gesprächen mit Interessenten. Zu denen soll auch ein Discounter gehört haben - was aber niemand bestätigen vermag.

Auch ein Discounter soll interessiert gewesen sein

Letztlich hätten sich sämtliche Pläne zerschlagen – bei einem Discounter sind die Zahl der verfügbaren Parkplätze und eine möglichst geschlossene Gebäudestruktur, die sich weniger aufheizt als eine große Glasfassade, wichtig für einen Immobilienkauf. Aus der städtischen Politik gibt es bislang nur positive Stimmen zum Grundstückskauf der GfW.

Der Vizevorsitzende der CDU-Fraktion, Christian Casper, sprach von einem guten Abschluss im Sinne der weiteren Stadtentwicklung von Mettmann. Er riet dazu, jetzt flexibel zu bleiben. Ob Vermietung oder Weiterverkauf – das müsse anhand der Nachfrage geprüft werden. Der grüne Fraktionsvorsitzende Nils Lessing sagte: „Käufe wie diesen hat die Stadt in den vergangenen Jahren nicht gemacht. Dies bremst die Stadtentwicklung.“ Das müsse sich ändern, weshalb die Grünen dem Erwerb positiv gegenüber stünden.