Neandertal bewegt Naturschützer
Nach dem Kahlschlag erinnert Manfred Henf daran, dass immer noch kein Konzept zur Sanierung vorhanden ist.
Vor einem Jahr hatte er die Brocken hingeworfen. Der Kahlschlag im Neandertal hatte das Fass zum Überlaufen gebracht und dem engagierten Naturschützer quasi den letzten Nerv geraubt. Nun meldet sich Manfred Henf erneut zu Wort: „Nach dem Kahlschlag sollte die Kreisverwaltung vom Landesumweltministerium aufgefordert worden sein, ein Konzept vorzulegen, um die entstandenen Schäden abzumildern. Das ist bis heute nicht passiert.“
Zu ihm sei außerdem durchgedrungen, dass der Landschaftsbeirat die Ausarbeitung eines solchen Konzeptes und auch die Sanierung der Schäden für überflüssig gehalten haben soll. Auch die wiederholten Aufforderungen zur Vorlage der Unterlagen habe der Kreis angeblich ignoriert.
„Vermutlich verhallte das alles im nicht mehr vorhandenen Wald“, mutmaßt Henf mit ironischem Unterton. Mittlerweile soll auch eine letzte Frist zur Abgabe des Konzeptes verstrichen sein. „Da wird immerhin die Aufforderung einer vorgesetzten Behörde ignoriert“, wundert sich der Naturschützer.
Pressesprecherin Daniela Hitzemann hingegen nimmt zu den Vorwürfen wie folgt Stellung: „Wir wurden tatsächlich dazu aufgefordert und haben auch eine gründliche Stellungnahme abgegeben.“
Am Runden Tisch, der nach Fällungen im Neandertal eingerichtet worden war, hätten auch ehrenamtliche Naturschützer gesessen. Dort sei man sich einig gewesen, erst abzuwarten, bevor eventuell weitere Schritte unternommen werden. „Vieles dort regelt sich auch von selbst“, glaubt Hitzemann. Sie räumt offen ein, dass dem Kreis vom Umweltministerium vorgeworfen worden sei, dass die Abholzungen zu erheblichen Schäden geführt hätten. „Dem ist nicht so. Das haben wir klargestellt und ausführlich begründet“, so die Pressesprecherin. Nun soll jedenfalls erstmal abgewartet werden.
Genau das möchte die Faunistisch-Floristische Arbeitsgemeinschaft (Fauflo) — bis März des vergangenen Jahres offizieller Pächter des Grundstücks im Neandertal — nicht tun. Dort war man bereits kurz nach den Fällungen aktiv geworden. „Wir haben eine Strafanzeige wegen diversen Verstößen gegen Natur- und Artenschutzgesetze bei der Staatsanwaltschaft Wuppertal gestellt“, so Manfred Henf.
Nachdem man von dort seit längerem nichts gehört hatte, habe sich ein Mitstreiter der Fauflo zur entsprechenden Dienststelle durchstellen lassen. Ergebnis des Telefonats: Man sei mit der Anzeigenflut hoffnungslos überlastet. Die Anzeige liegt nun offenbar auf dem großen Stapel der noch nicht bearbeiteten Verfahren und wartet darauf, dass jemand Zeit hat. „Wenn wir Pech haben, ist die Sache bis dahin verjährt“, fürchtet Henf. Untätig wolle man dennoch nicht bleiben: „Wir wollen uns jetzt an die Stabsstelle für Umweltkriminalität beim Umweltministerium wenden“, kündigt er weitere Schritte an.
Was die Fällungen im Neandertal betrifft, so könne nach Ansicht der Naturschützer von einer Aufwertung des Gebietes als Lebensraum für Reptilien keine Rede sein. „Außer Brennnesseln und Brombeeren wächst dort nichts“, gibt Manfred Henf einen Einblick in die Lage vor Ort.
Auch wenn die Fauflo nicht mehr offiziell Pächter sei, wolle man auf den begehbaren Grundstücken weiterhin Pflegemaßnahmen durchführen.